St. Gallische Kulturstiftung

2007, Frühjahr

Urban Stoob

  • aus St.Gallen
  • Anerkennungspreis über Fr. 10000.– für die Region St.Gallen
  • Sparte: Steindrucker, Lithograph

Urkunde

Das Atelier von Urban Stoob gilt unter renommierten Kunstschaffenden im In- und Ausland als erste Adresse, wenn es darum geht, bildnerische Ideen mittels traditionsreicher Steindrucktechnik in eine zeitgenössische Bildsprache umzusetzen. Seine Werkstatt ist ein guter, inspirierender Ort und er der Spiritus rector. Mit unglaublicher Präsenz ist er sowohl Handwerker als auch Anreger, Berater und Partner. Dank seines Könnens ist St.Gallen von der Peripherie ins Zentrum des Steindrucks gerückt. Dafür dankt ihm die St.Gallische Kulturstiftung herzlich und verleiht ihm einen Anerkennungspreis.

 

Laudatio von Hans Schmid, Leiter Amt für Kultur Kanton SG

 Könnten wir es nicht alle bildhaft nachlesen im zwanzigsten Typotron-Heft und erzählten uns die feinfühligen Fotografien jener gelungenen Hommage nicht eine ganze Reihe von aufregenden Geschichten, ich suchte jetzt nach den Worten, die wenigstens einen flüchtigen Eindruck von dem vermitteln, was die Einzigartigkeit des Wirkungsortes und der Schaffenskraft jenes Menschen ausmacht, den zu würdigen mir heute Abend die Ehre zufällt. Ich suche nicht. Das Bild ist in unübertrefflicher Präzision und mit dem Ausdruck grosser Wertschätzung gezeichnet. Nehmen wir das Heft bei Gelegenheit wieder zur Hand und tauchen wir ein in jene faszinierende Welt des leidenschaftlichen Handwerks und der kompromisslosen Hingabe.

 

Urban Stoob hat St.Gallen international zum Mekka der Steindruck-Kunst gemacht. Sein Lebenswerk ist eng verbunden mit jenem der Erker-Gründer Franz Larese und Jürg Janett. Seine Frau Vreni ist massgebend am Werk beteiligt, was er sehr zu schätzen weiss. In mancher Künstler-Biografie spielt er eine stille, aber bedeutsame Rolle. Und er ist – aus Passion – auch begnadeter Musiker und anregender Philosoph. Dem bleibt eine kurze Reflexion anzufügen, die der persönlichen Begegnung mit Urban Stoob und dem tiefen Respekt für sein Schaffen und seine Geduld im Umgang mit den Launen seiner Gesundheit entspringt.

 

Was ist Kunst? Und was ist Hand-Werk? Und wie meistern wir die Wanderung auf dem schmalen Grat des anerkannten Kunst-Hand-Werks? Die Fachwelt mag sich hierüber allenthalben den Kopf zerbrechen. Derweil schaffen leidenschaftliche Gratwanderer ein Lebenswerk in eben diesem Spannungsfeld der Gegensätze. Gegensätze, die – sind sie erst einmal vom Korsett der Vorurteile und der Vorbehalte befreit – eine unheimliche Anziehungskraft haben. Urban Stoob hat sich vor über 30 Jahren dieser Leidenschaft hingegeben. Er hat das Hand-Werk des Steindrucks erlernt und geht seither den Geheimnissen seines Metiers auf den Grund – unersättlich, unermüdlich und ohne Tabus. Der Gegensatz von Stein und Papier, von Spiegel und Bild, von Flüchtigkeit und Beständigkeit, von Ahnung und Gewissheit zieht ihn in den Bann. Und mit ihm den Künstler, die Künstlerin. Die Symbiose von Kunst und Hand-Werk setzt ungeahnte Kräfte frei. Die Beziehung von Künstler und Hand-Werker ist geprägt von Intensität und Intimität. Sie verwischt die vermeintlich klare Teilung der Rollen. Und sie will im Übrigen nicht näher beschrieben sein, verschliesst sich unserem Drang, auch solches noch auszuformulieren. Ich sehe es in einem einfachen Bild: Urban Stoob als Komplize des Künstlers, der mit ihm die Geheimnisse seines Hand-Werks teilt, die Grenzen von Kunst und Hand-Werk sprengt, das Gesetz von oben und unten vorsätzlich ignoriert, der Neugier, der Leidenschaft im Experiment, der Liebe zum Detail und dem Drang zur technischen Perfektion freien Lauf lässt. Bis alles Kopf steht. Der Spiegel sich zum Bild verkehrt. Ein schierer – ein wahrer – Liebesakt von Kunst und Hand-Werk. In der verführerischen Werk-Statt von Urban Stoob. An der Feldlistrasse. In St.Gallen.

http://www.stoob-steindruck.ch