St. Gallische Kulturstiftung

1987, Frühjahr

Paul A. Weder

  • aus St.Gallen
  • Anerkennungspreis über Fr. 5000.– für die Region St.Gallen
  • Sparte: Umweltschützer

Urkunde

Paul A. Weder setzt sich seit jungen Jahren tatkräftig und leidenschaftlich für die Pflege der Umwelt und für Sauberkeit ein. Mit seinen in den Organisationen der (Arbeitsgemeinschaft für Wander-, Ski- und Radwege (AWSR ) und des Internationales Umweltschutzkorps (IUK) zusammengefassten Helferinnen und Helfern leistet er wertvolle und anerkannte Dienste. Im Lichte der akuten ökologischen Schäden erscheinen seine Einsätze beispielgebend.

 

Laudatio von Carl Scheitlin, Stiftungsratspräsident

Der Stiftungsrat der St. Gallischen Kulturstiftung hat an seiner Sitzung vom 22. Oktober 1986 beschlossen, Herrn Paul A. Weder, Umweltschützer, St. Gallen, einen Anerkennungspreis zu verleihen für seinen tatkräftigen Einsatz zur Pflege der Umwelt. Auf den Überhang an Kehricht und die Verschmutzung der fliessenden und stehenden Gewässer ist die Verschmutzung der Luft mit den Waldschäden gefolgt. Der Umweltschutz hat damit die totale und politische Dimension in unseren Breitengraden erlangt. Weder diese Abfolge noch Opportunismus, sondern leidenschaftliche Bereitwilligkeit zur Hilfeleistung und der Drang zu Ordnung und  Sauberkeit haben die Einsätze von Paul Weder seit den jungen Jahren bestimmt.

 

Eine mögliche Diskussion darüber, ob die Pflege der Umwelt zur  Kultur zu rechnen sei, lässt sich hier mit dem Hinweis umgehen, dass man auch zur Sprache und zum Essen das Prädikat kultiviert gebraucht, wie wir auch von den Kulturen des Rebbauern und des Gärtners sprechen.
Der Stiftungsrat hat diese Diskussion unter sich wohl geführt, doch gerne und rasch abgeschlossen mit der Überzeugung, dass angesichts des alarmierenden Zustandes unserer Umwelt tatkräftiges Handeln des Einzelnen zur wirkungsvollen Pflege der Umwelt,  wo dies immer geschieht, und erst noch mit freiwilliger Gefolgschaft, Achtung verdient und gemessen an der vitalen Bedeutung heute eine kulturelle Leistung ist.

Wer sich anschickt, die Person von Paul A. Weder und sein Wirken zu erfassen, der sieht sich einer verwirrenden Vielfältigkeit gegenüber. Er ist im Jahr 1912 in Zürich geboren, mithin 75 Jahre alt. Sein Weg in jungen Jahren ist gezeichnet mit der Schule in St.Gallen, eine Zeitlang Verdingbub bei Bauern, Pfadfinder, Lehre im Elektro-Installationsgeschäft, Feuerwehrdienst, Gründer und Mitglied in Jugendgruppen und Vereinigungen, Wille zur Eigenständigkeit mit unternehmerischen Aktivitäten, Feldpost-Gefreiter. Dann folgen Tätigkeiten für Reiseorganisation und -begleitung nach allen Kontinenten, die Aktion der Wanderwegmarkierung, der Aufbau des Verlages für Wanderbücher und Wanderkarten, der Fahnenverleih. Für sein Wirken weiter bezeichnend sind Aktionen, wie die erste Nachtbeleuchtung einer Skiabfahrt, Skiroutenmarkierungen, Wegbaulager, Einrichtung und Ausstattung von Rettungsstationen, Kurse und Übungen und vieles mehr.

 

Paul A. Weders Gefolgschaft ist in den Arbeitsgemeinschaften AWSR für Wander-, Ski- und Radwege und im IUK, Internationales Umweltschutzkorps, zusammengehalten, freie und formlose Zugehörigkeiten ohne Mitgliedschaftsverpflichtungen. Daraus schöpft er seine Mithelfer, irgendwie zusammengezählt über 3000 aus 25 Staaten. Entsprechend organisierte Mannschaften aller Herkunft säuberten und säubern Ausstellungs- und Veranstaltungsplätze, wie Expo Lausanne 1964, Weltausstellung Montreal 1967, Olympiade München 1972 (mit hiefür errungener einziger Goldmedaille für die Schweiz), Radweltmeisterschaft Altenrhein, Internationale Pferdesporttage St.Gallen, Auto-Route Gotthard, Kurort Zermatt, Open Airs, OLMA. Paul A. Weder führt eine Statistik über die durch seine Truppe aus wilden Deponien, Fest- und Rastplätzen abgeführten Abfallmengen, deren Ziffern hier schonend unterdrückt bleiben. Der Katalog wäre zu verlängern, und die mitarbeitenden Nationalitäten wären aufzuzählen. Zahlreiche Ehrenmitgliedschaften und weitere Ehrungen, darunter von Bundesräten, Bundesamt für Umweltschutz, Kantonsregierungen, wären anzuführen. Ich kann sie nicht erfassen. Glücklicherweise kennt man Paul A. Weder weit herum, auf den Plätzen immer in voller Aktion, im Überkleid und verschwitzt, immer Optimist und nie Aussteiger oder Sektierer. Viel Arbeit ist im stillen geleistet.

 

Erregte Worte, Kritik und Verunglimpfungen blieben auch nicht aus. Und das Geld für diese Aktionen wäre ein Kapitel für sich. Den Abschluss mögen aus den verbreiteten Zurufen von Paul A. Weder deren zwei bilden:
– „Du willst ein guter Wanderer sein, nimmst deinen Abfall immer heim. Danke.“
– „Ob Boden, Wasser, Luft oder Wald genommen, der Mensch hat damit sorgfältig auszukommen.“

 

Der Stiftungsrat würdigt das leidenschaftliche und uneigennützige Wirken von Paul A. Weder für die vielgestaltige Pflege unserer Umwelt und für Sauberkeit und freut sich, ihm dafür einen Anerkennungspreis überreichen zu dürfen.