St. Gallische Kulturstiftung

2007, Frühjahr

Wilma Lock

  • aus St.Gallen
  • Anerkennungspreis über Fr. 10000.– für die Region St.Gallen
  • Sparte: Galeristin, Kunstvermittlerin zeitgenössische Kunst

Urkunde

Wilma Lock erhält den Anerkennungspreis der St.Gallischen Kulturstiftung für ihren grossen und kompromisslosen Einsatz in der Bekanntmachung, Förderung und Vermittlung von zeitgenössischer Kunst, bei der sie immer wieder ein untrügliches Gespür an den Tag legt und auch den Mut zum Risiko nie gescheut hat. Wilma Lock verdanken wir einen wesentlichen Beitrag zur Qualitätssteigerung in der Kunst- und Galerienlandschaft.

 

Laudatio von Dr. Elisabeth Keller, Stiftungsratspräsidentin

1969, im Jahr der Eröffnung der Galerie an der Schmidgasse, riet Harry Szeemann, der wohl bedeutendste, inzwischen verstorbene Ausstellungsmacher der Schweiz, und damalige Leiter der Kunsthalle Bern, Wilma Lock, „ihr Geld ausschliesslich für zeitgenössische Kunst auszugeben.“ Diesen Rat hat die Galeristin bis heute erfolgreich befolgt. Es ist Zeit, auf die Pionierarbeit hinzuweisen, die gewisse Galerien leisten, welche nicht in erster Linie finanziell kalkulieren, sondern sehr viel Leidenschaft hineinstecken.

 

Seit fast vierzig Jahren engagiert sich Wilma Lock in St.Gallen kompromisslos für zeitgenössische Kunst von hoher Qualität. Ihre Galerie an der Schmidgasse hat im Laufe der letzten Jahrzehnte nicht nur ein internationales Publikum für sich gewinnen können, sondern auch nationales und regionales Interesse geweckt für Künstlerinnen und Künstler, die nicht selten ihre Erstausstellungen bei ihr hatten oder denen sie Erstvorstellungen in der Schweiz ermöglicht hat.

 

Angesichts eines immer kommerzieller werdenden Kunstbetriebs sind Impulsgeber und Qualitätsgaranten besonders wichtig und wertvoll. Wilma Lock hat sich weit über den Rahmen eines üblichen Galeriebetriebs für Künstlerinnen und Künstler, für das Kunst interessierte Publikum und für Kunst nahe Institutionen eingesetzt und so wesentlich mitgeholfen, in St.Gallen ein aufgeschlossenes Klima für zeitgenössische Kunst zu schaffen. Neben Franz Larese und Jürg Janett in der Erkergalerie, hat sie sich in den siebziger und achtziger Jahren als Kunstvermittlerin profiliert, die nicht nur jungen ausländischen Künstlerinnen und Künstlern, sondern auch einheimischen ein Podium geschaffen hat, das wegweisend für ihre Zukunft wurde. Als Beispiele seien Roman Signer, Bernard Tagwerker und Hans Schweizer namentlich erwähnt, die kürzlich zusammen mit Rolf Hauenstein ausführlich in der Ausstellung «Trotzwurzeln» im Kunstmuseum zu sehen waren.

 

Es ist Zeit, auf die Pionierarbeit hinzuweisen, die gewisse Galerien leisten, welche nicht in erster Linie finanziell kalkulieren, sondern Leidenschaft und Idealismus für die Anliegen und den Durchbruch zeitgenössischer Kunst einsetzen. Generationen von jungen Kunstinteressierten und Kunsthistorikern – die Sprechende zählt sich dankbar dazu, haben in der Galerie von Wilma Lock eine geistige Heimat und Unterstützung gefunden, die prägend war. Ich freue mich deshalb auch persönlich sehr darüber, mit dieser Anerkennung der St.Gallischen Kulturstiftung etwas zurückgeben zu dürfen, von dem ich und viele andere profitieren durften.

 

In der Kette der Kunstvermittlung stehen Sammler und Galerien an vorderster Stelle. Letztere bilden eine Symbiose, welche die Grundlage bildet für beispielsweise grössere Museumsausstellungen. Im Falle von Wilma Lock haben Künstler wie Franz Erhard Walther, Jürgen Partenheimer, Imi Knoebel, Roman Signer, Bernard Frize und bald auch Erwin Wurm, Ausstellungen im Kunstmuseum St.Gallen gehabt, deren Organisatoren auf die Unterstützung und Zusammenarbeit von Galerie und Sammlern zählen könnte, was definitiv nicht zu unterschätzen ist für eine Institution und eine Stadt wie St.Gallen.

 

Wilma Lock hat früh einen Förderpreis der Stadt St.Gallen bekommen. Jetzt ist es Zeit, ihre grossen Verdienste um die Kunstförderung und Kunstvermittlung in St.Gallen und weit darüber hinaus breiter zu würdigen.