Ursus A. Winiger erhält den Anerkennungspreis der St. Gallischen Kulturstiftung für sein künstlerisches Gesamtwerk als Maler und als Gestalter im öffentlichen Raum. Über vierzig Jahre hinweg hat er seine, auf dem Konstruktivismus aufgebaute Bildsprache konsequent weitergetrieben und systematisch verfeinert und ist dadurch zu eigenständigen künstlerischen Lösungen gelangt, die durch optische Lebendigkeit, aber auch Tiefenwirkung zu überzeugen vermögen.
Ursus A. Winiger lebt und arbeitet heute wieder in Rapperswil, wo er 1942 zur Welt kam. Seit 1967 ist er als freischaffender bildender Künstler tätig. Genau vierzig Jahre nach seinem ersten Preis wird er heute wieder geehrt. 1962 erhielt er den „Preis der Jury“ der Ausstellung „Künstlerisches Gestalten der jungen Schweizer“ und im gleichen Jahr wurde ihm im Kunstmuseum Luzern auch noch das renommierte Kiefer-Hablitzel-Stipendium zugesprochen: wahrlich ein gewaltiger Auftakt für einen Zwanzigjährigen. 1966 zeigte er dann seine, damals Kräftebilder benannten Arbeiten, in der ersten Einzelausstellung. Seither hat er in vielen Einzel- und Gruppenausstellungen seine Werke im In- und Ausland zeigen können. Mit dem ersten Auftrag für die künstlerische Gestaltung im Schulhaus Südquartier in Rapperswil begann 1971 eine beeindruckende Tätigkeit mit Kunst am Bau, die bis heute über vierzig Werke in öffentlichen Gebäuden umfasst.
Neben seiner eigenen Arbeit als Künstler, hat sich Ursus Winiger permanent auch in den Dienst seiner Künstlerkolleginnen und Kollegen gestellt: als Präsident der GSMBA Ostschweiz (heute Visarte) zum Beispiel und später als Zentralvorstand der GSMBA Schweiz. Als Präsident der Hedwig-Scherrer-Stiftung realisierte er 1992 die Restauration des Jugendstilateliers der St. Galler Malerin auf dem Montlingerberg. Und gegenwärtig stellt er einen Teil seiner Zeit der Arbeit im Kulturrat des Kantons St.Gallen zur Verfügung.
Früh schon hat sich Ursus Winiger in seiner eigenen Arbeit auf konstruktive Lösungen konzentriert. Seine künstlerische Herkunft aus der sogenannten Zürcher Schule der Konkreten ist spürbar, wenn gleich er bald seine eigenen Wege und Lösungen gesucht hat. Waagrechte und senkrechte Liniengefüge bestimmen seinen Bildaufbau. Der Parallelen kommt eine zentrale Bedeutung zu. Durch den Einbezug der Diagonalen entwickelt er ein malerisches Netzwerk, das mit zunehmender Komplexität zu den monumentalen Linienbildern führt, die sein bildnerisches Werk heute bestimmt. In seinem aktuellen Schaffen stehen allerdings weniger Linien, als vielmehr Farbbänder im Vordergrund. Auf Eboflex, einem Kunststoffmaterial, das Winigers Malerei seiner Struktur und Elastizität wegen besonders entgegenkommt, werden die Farbbänder Schicht über Schicht aufgemalt. Auf der Grundlage von Farbwechseln, Winkelverschiebungen und Verbreiterung, respektive Verschmälerung der Farbbänder, eröffnet sich ein zwar systematisches, aber nahezu unerschöpfliches Potenzial an Möglichkeiten der Bildschöpfung. Von der zunächst einfachen, geometrischen Aufteilung des Bildgrundes zur mehrfachen Überlagerung durch die verschieden Farbraster, erreichen die Bilder Winigers eine Komplexität, die optisch kaum mehr in die einzelnen Entstehungsstadien auseinanderdividiert werden kann. Seine Bilde gewinnen Tiefenwirkung, Bewegung und Suggestivität, kurz, eine Ausstrahlung, die nicht nur reines Sehvergnügen bereitet, sondern auch zum Denken anstösst.
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