St. Gallische Kulturstiftung

1994, Frühjahr

Stiftung Regionalmuseum Schlangenhaus Werdenberg

  • aus Werdenberg
  • Anerkennungspreis über Fr. 10000.– für die Region Werdenberg
  • Sparte: Museum, Vermittlung

Urkunde

In beispielhafter Weise hat sich die Stiftung Regionalmuseum «Schlangenhaus» aufgemacht, mit dem Erwerb und der sorgfältigen, einfühlsamen Umgestaltung eines alten Hauses im Städtchen Werdenberg ein regionales Museum besonderer Ausprägung zu schaffen. Sie will eigenständiges Kulturgut erhalten, Objekte vergangener Tage in ihren Zusammenhängen begreiflich, prägende Elemente der Geschichte sichtbar und Entwicklungen verständlich machen. In Anerkennung der hohen Zielsetzung, eine auf Zeugen der Vergangenheit bezogene, der Zukunft verpflichtete kulturelle Einrichtung zu schaffen, verleiht die St.Gallische Kulturstiftung der «Unternehmung Schlangenhaus» einen Förderungspreis. Der Preis verbindet sich mit Dank für den unermüdlichen persönlichen Einsatz der Mitglieder im Stiftungsrat und in Arbeitsgruppen und mit besten Wünschen zu einem erfolgreichen Abschluss des begonnenen Werks.

 

Laudatio

Sehr verehrte Damen und Herren!

Ansichten, Meinungen, Werturteile wandeln sich im Zeitenlauf, Vertrautes verschwindet, Altbewährtes muss Neuem weichen, Kenntnisse und Erkenntnisse geraten in Vergessenheit. Die Klage, die herauszuhören ist aus dem alten Spruch von den Zeiten, die sich ändern und den Menschen darin, ist für den einen Grund, mit Achselzucken die Hände in den Schoss zu legen, für andere aber ist sie eine Herausforderung. Im Werdenberg besinnt man sich auf die Möglichkeiten, Eigenständiges zu erhalten, Eigentümlichkeiten zu bewahren, aus einer Rückbesinnung klaren Blick zu gewinnen und von einem sicheren Standpunkt aus offen zu sein für Neues, offen auch für Fremdes und Fremde. Schwerpunkt in diesem Bemühen und Kernpunkt dieser Absicht ist die Errichtung eines regionalen Museums. Für viele ist, weniger aus eigener Erfahrung, denn vom Hören Sagen, ein Museum ein Ort, wo Altes und Uraltes in Schränken und Vitrinen wohlgeordneter Sammlungen verstaubt.

 

Die Vision der Stiftung Regionalmuseum Schlangenhaus freilich straft dieses Bild Lügen. Eine beeindruckende Zahl von engagierten Frauen und Männern haben mit sorgfältiger Vorsicht und mit mutiger Entschlossenheit hohe Ziele abgesteckt und gleich auch Wege dahin gewiesen. Nach einem wohldurchdachten Konzept soll das Museum im alten Werdenberger Schlangenhaus eine lebendige Stätte sein, in welcher prägende Elemente und Kulturobjekte der Vergangenheit in Wort, Schrift und Ton erläutert, in grössere Zusammenhänge eingebettet, fassbar und begreifbar werden. Das Wissen um geografische Gegebenheiten und natürliche Lebensgrundlagen, die Kenntnisse entscheidender historischer und gesellschaftspolitischer Tatsachen verhelfen zu einem eigenen klaren Standpunkt, der erleichtert, oder erst erlaubt, sich vorurteilslos mit Fremdem und mit Neuem auseinanderzusetzen. Es soll und es muss gelingen, einzelne Ereignisse und einzelne Objekte richtig ins Ganze einzufügen, Entwicklungen aufzuzeigen, das Beharren oder Verändern gleichermassen verständlich zu machen. Die aktiven, ehrenamtlich tätigen Mitglieder im Stiftungsrat und in den Arbeitsgruppen sind, unterstützt und begleitet von einem hochkarätigen Patronatskomitee, davon überzeugt, ihr Werk über alle Schwierigkeiten äusserer Umstände hinweg zu einem guten Abschluss zu bringen.

 

Dem uneingeweihten Beobachter scheint die Verwirklichung leicht. Der Ausdruck der Leichtigkeit entsteht indessen nur durch die kluge, sorgfältige Vorgehensweise. Entscheidend sind die Menschen, die dahinterstehen, ihr unermüdlicher Einsatz, ihre Bereitschaft zu Schwerarbeit. Die ehrenamtlich geleistete Arbeit bemisst sich mittlerweile nach Hunderten und Tausenden von Stunden. Der Eindruck der Leichtigkeit wird verstärkt durch die Erfolgsmeldungen, die einer zahlreichen Gruppe von Sympathisanten, Gönnern und Freunden des Schlangenhausprojektes mit schöner Regelmässigkeit präsentiert werden. Sie sind nur möglich, weil die verschiedenen Arbeitsgruppen, welche sich auszeichnen durch Fachkompetenz und Einfallsreichtum, die Konzepte in enger Zusammenarbeit auf verschiedenen Geleisen koordiniert und diszipliniert umsetzen. Das Unternehmen ist auf guten Wegen:

  • –        Es hat sich klare Ziele gesetzt und geht in wohlbemessenen, gesicherten Schritten darauf zu.
  • –        Es wird verantwortungsbewusst geführt von einem leistungswilligen Stiftungsrat mit Herrn Andreas Dürr als
    engagiertem Vorsitzenden, begleitet und unterstützt von Arbeitsgruppen mit hoher Fachkompetenz,
  • –        Es erfreut sich des Wohlwollens einer interessierten Gönnerschaft und grosszügiger Sponsoren.
  • –       Es findet Rückhalt nicht nur bei den Freunden der Historisch-Heimatkundlichen Vereinigung Werdenberg, deren
    Präsident, Herr Gerhard Hochuli, durch aussergewöhnlichen Einsatz konzeptionell und personell entscheidend
    zum Gelingen beiträgt, sondern auch in der Bevölkerung der verschiedenen Gemeinden.

 

Die St.Gallische Kulturstiftung würdigt die grossartige Leistung der Stiftung Regionalmuseum Schlangenhaus Werdenberg mit einem Förderungspreis. Sie bringt damit ihre Sympathie für das Vorhaben und für die bisherigen Leistungen zum Ausdruck und die Ermunterung, im Bemühen Kulturgüter zu retten und zu bewahren in der eingeschlagenen Weise fortzufahren und damit beizutragen, dass die Menschen im Werdenberg zwar Schweizer, Europäer und Weltenbummler sein dürfen, aber trotzdem ihre Identität nicht verlieren und bleiben können, was sie sind, was sie gerne sind, nämlich Werdenberger.