St. Gallische Kulturstiftung

2020, Herbst

Simona Specker

  • aus Zürich und Werdenberg
  • Förderpreis über Fr. 10000.– für die Region Werdenberg
  • Sparte: Schauspielerin, Regisseurin

Urkunde

Zum ersten Mal schweizweite Beachtung erfuhr die Schauspielerin Simona Specker für ihre Hauptrolle im Spielfilm «Das Deckelbad», die sie mit beeindruckender Kraft spielte. Sie ist aber nicht nur als Darstellerin unbequemer Frauen eine Wucht, sondern auch als mutige Regisseurin von Theaterproduktionen, bei denen sie oft auch die Produktionsleitung übernimmt.

Seit 2003 engagiert sie sich bei der Freilichtbühne Rüthi als Schauspielerin, wobei sie bei den vergangenen drei Produktionen auch Regie führte. Seit 2019 ist sie künstlerische Leiterin des Ausbildungstheaters der Freilichtbühne, wo sie sich der Nachwuchsförderung widmet und deren künstlerische Leitung sie 2020 übernimmt. Für die St.Gallische Kulturstiftung ist der Zeitpunkt deshalb perfekt, Simona Specker für ihr energievolles und vielseitiges Engagement um Bühne und Film mit dem Förderpreis auszuzeichnen.

 

Laudatio, von Adrian Scherrer, Vizepräsident

Liebe Simona

geschätztes Publikum

 

Simona Specker und die Bühne – das ist eine Liebesgeschichte und die geht so: Mit 16 Jahren besuchte sie als Zuschauerin die Proben zum Theaterstück «Das Deckelbad». Mit den Worten «Damit du auch was zu tun hast», stellte Regisseur Kuno Bont sie kurzerhand auf die Bühne. Und – zack – Liebe auf den ersten Einsatz. Die vielen positiven Rückmeldungen auf ihr Spiel nach der Uraufführung im Kleintheater fabriggli in Buchs im Jahr 2000 zogen ihr vollends den Ärmel rein. Fortan war sie fixer Bestandteil des Ensembles.

 

Wie es so ist mit der Verliebtheit, wollte Simona alles über ihr Objekt der Begierde wissen. So fasste sie an einem weinseligen Abend am Werdenbergersee – gemeinsam mit einem ebenfalls schauspiel-begeisterten Freund – den Entschluss, ganz auf die Schauspielerei zu setzen. Es klappte für beide mit der Aufnahmeprüfung und Simona absolvierte die Ausbildung zur Schauspielerin an der Filmschauspielschule Zürich.

 

«Ich bin an den verschiedenen Aspekten rund um Film und Bühne interessiert und wollte das jeweilige Handwerk denn auch richtig gut beherrschen», erzählt sie mir. So kam es, dass sie nicht nur Schauspielerin, sondern auch Radiomoderatorin und danach Cutterin wurde. Heute könne sie all diese Ausbildungen für ihre Produktionen einsetzen, ergänzt sie, während sie ihr Wasserglas auffüllt. Kaffee sei nie ihres gewesen – zusätzliche Power hat das Energiebündel wahrhaftig nicht nötig.

 

Das erste Theaterstück in dem sie mitspielte war also «das Deckelbad». 15 Jahre nach der Uraufführung spielte sie 2015 in der Verfilmung genau dieses Stücks die Hauptrolle der Katharina Walser und erlangte dadurch als Schauspielerin schweizweite Beachtung. «Simona Specker spielt die krasseste Filmrolle des Jahres», titelte der Blick – womit ich ihn endlich auch einmal mit einer gelungenen Aussage zitieren darf.

 

Ausser im Deckelbad spielte sie in verschiedenen weiteren Filmen, Spots und Inszenierungen mit, probierte vieles aus und lernte noch mehr dazu. Mit Kuno Bont bekam sie die Möglichkeit, als Regieassistentin bei verschiedenen Theater-, Musical und Filmproduktionen erste Erfahrungen in Produktionsleitung und Regie zu sammeln. Ihr liebstes Kind war, ist und bleibt aber das Sprechtheater.

 

Zum Sprechtheater zog es sie auch als eigenständige Regisseurin. Im Kleintheater fabriggli Buchs fand sie das ideale Experimentierfeld, um ihre Ideen und Gedanken in Komödien, Tragikomödien, Thriller und der Farce zu transformieren. «Als Schauspielerin kann ich nur eine Rolle in einer Theateraufführung gestalten, als Regisseurin aber sämtliche Rollen», antwortet sie auf meine Frage, was sie denn an der Regie besonders reize.

 

Auf der Freilichtbühne Rüthi sind das aber einige Rollen, denke ich mir. Denn im Gegensatz zur Kleinbühne sind es dort an die 100 Schauspielerinnen und Schauspieler, für die Simona Specker bei den auf historischen Stoffen basierenden Stücken mitdenken muss. Wohl nicht nur deswegen wird es bei den Proben regelmässig drei Uhr in der Früh, bis sie auf ihrem Roller von Rüthi zurück nach Werdenberg düst, wo sie während dieser Zeit wohnt. Wenn sie während einer derart intensiven Schaffenszeit wieder einmal ihren Nachbarn – an ihrem eigentlichen Wohnort in Zürich – über den Weg läuft, kam es auch schon vor, dass sie von ihnen gefragt wurde, ob sie denn nicht weggezogen sei.

 

Zwischen den Inszenierungen nimmt sie sich aber auch gerne Zeit für die Ausbildung und Förderung junger Schauspielerinnen und Schauspieler. Mit der Theatercompany wurde von der Freilichtbühne Rüthi ein eigenständiges Gefäss entwickelt, welches einerseits als Blutauffrischung für die Freilichtbühne dient, andererseits aber auch als Training für das bestehende Ensemble.

 

Es sei jeweils ein Heimkommen, wenn sie von Zürich ins Rheintal zurückkehre, um für Projekte im fabriggli oder für die Stücke auf der Freilichtbühne Rüthi zu proben. Dabei arbeitet sie jeweils drei bis vier Monate intensiv auf ein Stück hin – ein bis zwei Stücke pro Jahr realisiert die unermüdliche Schafferin so neben ihrem Brotjob als Cutterin. Sie fordert viel, von sich und auch von ihren Schauspielern – trotzdem ist ihr die gute Stimmung und der respektvolle Umgangston innerhalb des Ensembles das Wichtigste.

 

Auf ihre Zukunftspläne angesprochen ist ihre Haltung klar: Die künstlerische Leitung der Freilichtbühne Rüthi steht im Fokus, ein eigenes Stück dafür zu schreiben steht auf dem Programm. Die Arbeit mit «ihren» Laienschauspielerinnen und-spielern sei ihr das Liebste. «Lieber ein Laie, der sich mit Feuer für eine Aufführung einsetzt als ein unterkühlter Schauspiel-Profi», so ihre Worte. Selbstverständlich hat sie in ihrer Schublade auch noch ein kleines, aber feines Stapelchen mit Manuskripten von Theaterstücken für die Kleinbühne, welche sie reizen.

 

«Der schönste Moment ist dann, wenn ich im Publikum sitze, der Vorhang aufgeht und ich eine ganze Welt sehe, ein Stück aus einem Guss.»

 

Wir von der St.Gallischen Kulturstiftung sehen das genauso und gratulieren Simona Specker mit dem Förderpreis zu ihrer leidenschaftlichen, präzisen und kreative Funken sprühenden Arbeit rund um Bühne und Film.

https://www.simonaspecker.com