Autor, Komponist und Musiker. So lässt sich das künstlerische Tätigkeitsfeld von Roman Riklin umreissen. Ob grosse Musicals, Kleinkunstprogramme, Theaterstücke, Drehbücher, Hörspiele: Vieles, was der St. Galler Künstler in den letzten 35 Jahren anpackte, wurde zu einem preisgekrönten Erfolg.
Das mehr als 1000 Mal gespielte Musical «Ewigi Liebi», die Bühnenprogramme des Trios Heinz de Specht und danach des Duos Riklin & Schaub sowie die Mundartadaptionen von Beatles-, Queen- und Abba-Songs durch das Secondhand Orchestra sind nur einige Beispiele.
Roman Riklin ist ein wahrer Tausendsassa mit einem Gespür für hochstehende, humorvolle Unterhaltung. Mit passenden Kreativpartnern schafft er Werke, die berühren. Klamauk und Ernsthaftigkeit unter einen Hut und die Menschen damit zum Lachen, Weinen und Nachdenken zu bringen, schafft kaum jemand besser als Roman Riklin.
«Roman ist ein äusserst zuverlässiger Künstler, der eine tiefe Liebe für das Geschichtenerzählen mitbringt. Seine Arbeitsweise ist geprägt von grosser Akribie: Er schreibt erst dann etwas nieder, wenn er es wirklich durchdacht hat. Dabei treibt ihn ein starker Ehrgeiz an, immer wieder Neues, auch sich selbst neu zu erfinden, oder zumindest einen Schritt weiterzugehen.»
Wer das sagt, geschätzte Gäste dieser Preisverleihung, ist nicht der Sprechende, sondern ein künstlerischer Wegbegleiter von Roman Riklin. Dessen Namen sei an dieser Stelle nicht verraten – ich spanne Sie lieber noch etwas auf die Folter, indem ich weiter zitiere:
«Romans Ideenreichtum scheint fast unerschöpflich – es sprudelt nur so aus ihm heraus. Doch was auf den ersten Blick leicht und mühelos wirkt, ist das Ergebnis intensiver Arbeit. Er recherchiert sorgfältig und nimmt sich viel Zeit, um sich eine fundierte Meinung zu bilden.
Wichtig ist ihm dabei immer eine kreative und künstlerisch einzigartige Umsetzung seiner Ideen. Es reicht ihm nicht, einfach nur eine interessante Geschichte zu erzählen – er sucht stets nach einer originellen Form, die seine Arbeit unverwechselbar macht. Seine Ideen sind klug und überraschend, manchmal auch ein wenig überladen, aber stets von einem besonderen Anspruch getragen.»
Ich möchte Ihnen zwei weitere Aussage von Wegbegleitern und Bühnenpartnern nicht vorenthalten:
Die Erste:
«An Romans Arbeit schätze ich, dass sein feines Gespür für Menschen, Situationen und Emotionen und seine Leidenschaft für das Geschichtenerzählen jederzeit spürbar sind. Seine Werke sind geprägt von einer dramaturgischen und sprachlichen Klarheit, von viel Humor und von einer grossen Liebe zum Detail. Seine Originalität, Kreativität und seine Lust zur Weiterentwicklung zeichnen ihn besonders aus.»
Und die Zweite:
«Spannend ist Romans Vielfältigkeit, aber vor allem seine Konzentration auf Musicals und Lieder in Mundart, die auch mal politisch sein können. Er ist seit seiner Jugend ein unglaublich genauer Beobachter von Menschen und setzt das dann in seinen Liedern um. Seine Liebe zum Detail (…) wird einem erst so richtig bewusst, wenn man sich mit ihm über die Entstehung von Liedern und Ideen unterhält.»
Ja, wer ist denn nun diese Person, die hinter all dieser Zitiererei steckt? Der Anfang der Videoeinspielung von vorhin hat es gezeigt: Es ist jemand, der schon in jungen Jahren sein Publikum zu begeistern vermag und sogar zu Schülerarbeiten animiert. Geboren am 23. Dezember 1971 in St. Gallen, ist die Kantonshauptstadt der Ort, wo Roman mit fünf Geschwistern aufwächst und zur Schule geht. Unter anderem hier, an der Kanti am Burggraben. Erste Schritte Richtung Bühne sind schon davor erfolgt. In Musiklagern wird nicht nur gemeinsam musiziert, sondern auch Theater gespielt, wie sich Gleichaltrige erinnern. Als Mitglied eines Clown-Trios gibt er den dummen August, fährt Einrad und führt Jonglage-Kunststücke auf. Auftritte führen sogar ins Ausland.
Eine Wegbegleiterin erinnert sich an Roman als «unglaublich engagierten» Verfasser von Songs und Liedtexten bereits in jungen Jahren. Dieses Engagement zeigt sich auch beim Kulturmagazin «Saiten», zu dem er die Idee hatte, aber keine Mittel, um es zu finanzieren. GrafikerInnen, Schreibende und Vertriebspersonal lassen sich begeistern und machen gratis und franko mit. Die eigene Wohnung dient als «Saiten»-Büro.
In St. Gallens Musikszene ist Roman bestens vernetzt und setzt sich auch kulturpolitisch ein – etwa für die Umnutzung der Reithalle. Bei Radio aktuell moderiert Roman eine Sendung für Schweizer Musik.
Die Kehrseite all dieser Tätigkeiten: Sie bringen kaum Geld ein. Um den Lebensunterhalt zu finanzieren, ist er an bestimmten Punkten seiner frühen Karriere zu einem Brotjob gezwungen, den andere als Traumjob bezeichnen würden: Er tritt im Musical «Space Dream» auf, das in der Schweiz und in Deutschland grosse Erfolge feiert.
Mit der Mundartrockband Mumpitz wird Roman sozusagen zum Lokalmatador. Von 1990 bis 1996 tourt man durch die Schweiz, singt Lieder im St. Galler Dialekt – mit dem, zumindest anno dazumal, kaum ein Blumentopf zu gewinnen ist. Aber: Mumpitz werden 1992 im Rahmen des Wettbewerbs Volksbank-Rock mit dem Titel «Beste Schweizer Nachwuchsband» ausgezeichnet. Und Roman bleibt der Mundart in vielen folgenden Projekten treu, sie wird sogar zu seinem eigentlichen Markenzeichen.
Bei Heinz de Specht beispielsweise, einem aus Roman Riklin, Daniel Schaub und Christian Weiss bestehenden Trio. In 15 Jahren Bühnentätigkeit entstehen sechs Liederprogramme, die an über 700 Auftritten zum Besten gegeben werden. Im Jahr der Auflösung erhält Heinz de Specht 2019 den Swiss Comedy Award.
Unter dem Namen Riklin & Schaub machen ab 2020 zwei Drittel des Trios weiter – es ist wohl nicht schwierig zu erraten, welche beiden. Inzwischen ist man auch schon bei Programm Nummer 3 angelangt und beehrt damit kleine und grössere Bühnen in der ganzen deutschsprachigen Schweiz. Lässt das Publikum Tränen lachen oder auch mal in sich gehen.
Daniel Schaub ist das Stichwort für ein weiteres gemeinsames Projekt: das Secondhand Orchestra. Zu dieser Formation gehören zudem Adrian Stern und Irene Brügger alias Frölein Da Capo. In multimedialen Inszenierungen werden in einem ersten Programm zum 50-Jahr-Jubiläum des Albums «Sgt. Pepper» Beatles-Songs in Mundartversionen gesungen. Danach folgen zum 30. Todestag von Freddy Mercury Werke des Queen-Sängers. Das aktuelle Programm ist ein Abba-Mundart-Tribute. 2027 wird es ein nächstes Projekt des Secondhand Orchestra geben. Bemerkenswert ist, dass jeweils eigene Lieder eingeflochten werden, die sich stilistisch perfekt einfügen.
Mit dem Stichwort Abba ist eine nächste Fährte gelegt. Die schwedische Kultgruppe hatte Roman Riklin nämlich schon vor dem Secondhand Orchestra beschäftigt. Denn für die Thuner Seefestspiele, Ausgabe 2018, schrieb er Klassiker wie «Dancing Queen» oder «Waterloo» in Berner Mundart um.
Solche Auftragsarbeiten, bei denen er selber nicht auf der Bühne steht, sind ein wichtiges Standbein des freischaffenden Künstlers Roman Riklin. Und spätestens hier muss erwähnt werden, dass vieles, was im Vorfeld solcher Produktionen abseits des Scheinwerferlichts geschieht, kein Solotrip ist, sondern Teamarbeit. Bei «Mamma Mia», so hiess die Produktion der Thuner Seefestspiele, war es Theatermacher Dominik Flaschka, der mitwirkte.
Mit diesem Namen, Sie ahnen es bereits, spinnt sich ein weiterer Faden quer durch und rund um das Werk von Roman Riklin. Denn Riklin/Flaschka sind die eigentlichen Kreativköpfe hinter «Ewigi Liebi», mit über 700’000 Zuschauerinnen und Zuschauern eines der bis dato erfolgreichsten Schweizer Musicals. Mehr als zwei Jahre Arbeit steckte im Vorfeld dahinter und zeigt exemplarisch die Sorgfalt, mit denen Riklin und PartnerInnen ans Werk gehen bis das, was ihnen vorschwebt, passt.
Die Aufzählung von dem, was Roman Riklin bisher alles erschaffen und auf die Bühne gebracht hat, ist noch lange nicht zu Ende. Sie würde aber sogar bei einer Laudatio wie dieser, bei der keine Stoppuhr tickt, die Grenzen sprengen. Lassen Sie mich deshalb sehr summarisch aufzählen, womit der Name Roman Riklin ebenfalls verbunden ist:
Autor, Komponist und Musiker. Mit diesen drei Begriffen lässt sich, wenn das bis hierhin zu unpräzise zum Ausdruck gekommen sein sollte, das künstlerische Tätigkeitsfeld von Roman Riklin umreissen. Ob grosse Musicals, Kleinkunstprogramme, Theaterstücke, Drehbücher, Hörspiele: Vieles, was der St. Galler Künstler in den letzten 35 Jahren angepackt hat, wird zu einem preisgekrönten Erfolg. Auf den ersten Swiss Comedy Award folgen weitere. Für ihre Verdienste um ein «populäres, witziges und intelligentes Musiktheater» erhalten Roman Riklin und Dominik Flaschka 2017 gemeinsam den Schweizer Theaterpreis.
Dass mit dem Kunstpreis der St. Gallischen Kulturstiftung nun erstmals nicht ein einzelnes Werk, sondern «Mein Wirken in seiner Gesamtheit» ausgezeichnet werde, freue ihn besonders, so Roman Riklin im vorher erwähnten «Saiten»-Interview. Dort sagt er weiter: «Das ist das erste Mal, dass ich einen Preis erhalte, der sein Licht auf die Vielseitigkeit und Kontinuität meiner Arbeiten wirft. Deshalb fühle ich mich besonders geehrt. Ich verstehe es aber nicht als Preis für mein Lebenswerk, dafür bin ich noch zu jung, und ich gehe davon aus, dass mein Werk noch etwas wachsen wird.»
Davon, lieber Roman, gehen auch wir aus und freuen uns auf dein weiteres künstlerisches Wirken, es ist ja einiges in der Pipeline. Im «St. Galler Tagblatt» hast du letzte Woche mit einem sehr schönen Bild deinen Umgang mit Musik beschrieben, der von viel kindlicher Spiellust geprägt ist – es sei wie «Legobauen mit Tönen».
Ihnen, geschätztes Publikum, danke ich für die Aufmerksamkeit – aber natürlich nicht, ohne nochmals auf den Anfang zurückzukommen. Sie erinnern sich an die Zitate von Wegbegleitern, welche das durchdachte Geschichtenerzählen loben, den Ehrgeiz, immer wieder Neues zu wagen, Romans Liebe zum Detail, seine Vielseitigkeit, Originalität und Kreativität. Die Personen, welche sich zu Handen dieser Laudatio auf diese Weise äusserten, sitzen heute mit im Publikum – es sind Dominik Flaschka, Daniel Schaub, Michael Schläpfer und weitere. Ein grosses Dankeschön Euch allen!
Für mich persönlich, und damit schliesse ich den Zitatreigen endgültig ab, ist Roman Riklin ein wahrer Tausendsassa mit einem Gespür für hochstehende, humorvolle Unterhaltung. Klamauk und Ernsthaftigkeit unter einen Hut und die Menschen damit zum Lachen, Weinen und Nachdenken zu bringen, schafft kaum jemand besser als Roman Riklin.
In diesem Sinn, lieber Roman: Herzliche Gratulation zum Kunstpreis der St. Gallischen Kulturstiftung!
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