Der Anerkennungspreis der St. Gallischen Kulturstiftung geht an Herrn Rolf Stehle als Drucker und Verleger. Dank seinem kulturellen Engagement und seiner ideellen und materiellen Unterstützung konnte in den letzten Jahren eine beachtliche Zahl von hochwertigen Druckerzeugnissen im soziokulturellen Bereich realisiert werden. Ein Beispiel dafür sind die einundzwanzig bisher erschienenen Typotron-Hefte, die inzwischen zum festen Bestandteil der st.gallischen Kulturszene gehören.
Kulturstadt St.Gallen – Sie erinnern sich – als Poststempel ging das Signet um die Welt und von Plakatwänden herab begrüsste es den Ankömmling schon vor den Toren der Stadt. Was macht St. Gallen zur Kulturstadt? fragen wir uns. Die Kathedrale – die Tonhalle- das Theater- die Museen- die Galerien- und dergleichen mehr? Sicher – aber noch viel mehr und auch viel anderes‘. Z.B. was über St.Gallen gesagt und gedruckt wurde und wird. Ein Beispiel: ‚Mein St.Gallen‘ von Richard Wutz, ein Lesebuch, herausgegeben von der Verlagsgemeinschaft St.Gallen, gedruckt von Rolf Stehle.
Letzterem und seinem Gedruckten ist der Anerkennungspreis 2003 zugedacht. Denn würde das Geschriebene nicht gedruckt, könnten wir es nicht lesen und nicht zur Kenntnis nehmen. Papier nimmt bekanntlich alles an, letztlich geht es natürlich um die Qualität des Gedruckten. Wenn wir kurz überblicken, was Rolf Stehle in den letzten 25 Jahren gedruckt hat, fällt der beachtliche Anteil an kulturellen, spezifisch st.gallischen Themen auf. Ihnen gilt unsere Aufmerksamkeit. Dass Rolf Stehle hei vielen dieser Bücher auch als Verleger auftritt, zeugt von seiner Initiative und von seinem Engagement für das kulturelle St.Gallen.
Vor 25 Jahren gründete er die Typotron AG mit drei Mitarbeitern, inzwischen beschäftigt die Firma 23 Personen – davon fünf Lehrlinge in drei verschiedenen Berufen. Es ist aber nicht der „Aufschwungmacher“, als der ihn die grösste Boulevardzeitung der Schweiz kürzlich in ihrem Artikel betitelt hat (Zitat Blick 17.Aug. 2003), sondern um den Förderer kultureller Inhalte in einem beachtlichen Teil seiner Druckerzeugnisse. Unser Augenmerk liegt, wie gesagt, auf dem kulturellen Engagement des Druckers und Verlegers Rolf Stehle, dessen Druckerzeugnisse nicht nur von einem hohen technischen und gestalterischen Niveau sind, sondern die sich oft abseits von reinem Profitdenken kulturellen Themen, Personen und Erscheinungen unserer Region annehmen. Ein jüngstes Beispiel vom Februar dieses Jahres: die 1.Nummer von SEQUENZ, Dem Magazin für Comix und andere Sequenzen aus dem Osten der Schweiz. Oder das zweibändige Überblickswerk ‚Der Mensch und seine Kleider‘, das nicht nur für die Textilstadt St.Gallen von grösster Bedeutung ist, sondern für die ganze übrige Schweiz und darüber hinaus. Die gleiche Ausstrahlung dürfte das zweibändige Werk ‚Schriftanalysen‘ haben, über den Altmeister der Schweizer Typografie Max Caflisch, das auch dieses Jahr herausgekommen ist.
In der beeindruckenden Liste, die natürlich noch viel mehr Titel umfasst, möchte ich die sogenannten Typotron Hefte besonders hervorheben, deren 21. Nummer heute Abend Ihnen, mein sehr verehrtes Publikum, aus speziellem und aktuellem Anlass noch vorgestellt werden wird. 1983 erstmals aus der Taufe gehoben, als besonderes Kundengeschenk gedacht, das mehr sein sollte als das übliche kleine Präsent für treue Kunden in Form von bedruckten Kuge,1schreibern, Feueranzünder und Ähnliches mehr, ist das Typotronheft mit dem besonderen Format, der Schulheftbindung und vor allem mit den jedes Mal spezifisch st.gallischen Themen und der überragenden Gestaltung zum Inbegriff hochwertiger Druckerzeugnisse geworden. Ausserhalb von St.Gallen übrigens mehrfach ausgezeichnet. Inzwischen sind die Typotron-Hefte längst Sammlerobjekte geworden und ihre Präsentationen fester Bestanteil des Kulturherbstes in unserer Stadt. Unter dem Titel „beispielhafte Eigenwerbung grafischer Betriebe“ wurden weltweit drei Firmen ausgezeichnet, eine davon diejenige von Rolf Stehle. Sie wundern sich vielleicht, verehrtes Publikum, dass in diesem Zusammenhang einmal nicht in erster Linie von den hervorragenden Gestaltern der Hefte, von Jost Hochueli und Kaspar Mühlemann, geredet wird. Ohne die Idee, den Durchhaltewillen, die Infrastruktur und vor allem das finanzielle und kulturelle Engagement des Druckers und Verlegers Rolf Stehle wäre alles nicht m5glich geworden und dies ununterbrochen seit zwanzig Jahren. Dieses Jubiläum nimmt die st.gallische Kulturstiftung zum konkreten Anlass, die Tätigkeit von Rolf Stehle im Bewusstsein zu würdigen, dass ein Drucker grossen Einfluss auf qualitativ hochwertige Erzeugnisse haben kann und haben muss und dass er als Verleger Einfluss nehmen kann auch auf Inhalte, die in diesem Fall von Liebe und Engagement für unsere Kultur Zeugnis ablegt.