Der Preis drückt Anerkennung und Würdigung der bereits bespielten vielfältigen musikalischen Wege der Lenzins als Brüder und als Individuen aus. Er wertschätzt ihre unbeirrbare und gleichzeitig lebendige Haltung, musikalische Umsetzungen in jedem Moment als Ausdruck persönlicher und künstlerischer Entwicklungsprozesse zu verstehen. Und er bedeutet den Dank für die einmaligen Gelegenheiten, bei denen Zuhörende des unerschöpflichen Gestaltungswillens und der Schöpferfreude der beiden teilhaftig werden dürfen, unabhängig davon, mit welchem Instrument sich die Lenzins neu entdecken und begegnen. Vielleicht beinhaltet der Anerkennungspreis auch, dass der Stiftungsrat der Brüder unendliche Zärtlichkeit dem Leben gegenüber wahrgenommen hat.
üben, um frei zu sein
üben, frei zu sein
spielen üben
s p i e l e n üben
sich im Spiel entdecken
sich und den anderen beim Zuspielen für wahr nehmen
sich begegnen sich und einander begegnen
wahrhaftig, präsent, sensibel
jedes Mal aufs Neue
und jedes Mal aufs Neue
in der Hinwendung das Kind erschaffen
Schöpferischem Drängen nachgeben – ihm Recht geben
sich hingeben
bewegter Atem – als käme er aus einem Körper – wird Ton, wird Frage – war Neugier
nach aussen gewendetes Inneres
Ohren, Herzen, Seelen berühren – erlösen zuweilen
Und dann sind da noch die Experimentier- und Spielfreude der «Lenzin Brothers», ihre Offenheit für verschiedene Musikrichtungen – «fixer Kern, variable Form» – und ihre Beharrlichkeit, ja Hartnäckigkeit, sich technisch und künstlerisch weiter zu entwickeln. Sie müssen nicht authentisch oder sonst etwas sein – sie sind es. Was beide wollen, ist, ihren polierten Kern ins Licht zu halten. Und ihn beim Zuhören selber staunend anblinzeln. Beseelte Virtuosität. Sie wandelt Perfektion in Vollkommenheit. Wohltuend und erfrischend, entwaffnend aufrichtig.
Ein Glück: Die beiden hatten Lehrer, die sie als Menschen förderten, was sie zu sich befreite. Die Kunst des Lehrens ist die Kunst, entdecken zu helfen. Das tragen sie in ihrer Funktion als Musiklehrer weiter. Und noch so ein Glück: Sie sagen, was in der Musik zähle, gelte auch in ihren Leben: Sie werden so geliebt, wie sie sind.
Zum Glück haben Enrico Lenzin, Multiinstrumentalist auf allen (un-)denkbaren Rhythmusobjekten, vom eigenen Körper über Plastik-Kanister, Schlagzeug und Hang bis zum Alphorn, und Peter Lenzin, Multiinstrumentalist auf Sopran-, Alto- und Bariton-Saxophonen schon aufgespielt. So verstehen Sie der beiden Brüder virtuose und differenzierte Seelensprache weit besser als durch Worte, die zur Beschreibung ihrer musikalischen Genialität noch erfunden werden wollen. «Die Sprache erreicht nicht den, der in dir lebt». (V. Tasic)
Aber der Anerkennungspreis der St.Gallischen Kulturstiftung erreicht das Konto der Brüder aus dem Rheintal, auf dem sie besondere Wertschätzung äufnen – um sie mit vollen Händen ans Publikum zurück zu geben. Dankbar.