St. Gallische Kulturstiftung

1993, Herbst

Peter Roth

  • aus Unterwasser
  • Anerkennungspreis über Fr. 5000.– für die Region Toggenburg
  • Sparte: Musiker, Komponist

Urkunde

Die St.Gallische Kulturstiftung verleiht dem Musiker, Chorleiter, Komponisten und Musik- und Tanzpädagogen Peter Roth, Seegüetli, Unterwasser, für sein breites kulturelles Schaffen und sein schöpferisches Wirken einen Anerkennungspreis. Sie würdigt damit seinen vielgestaltigen, eigenständigen Beitrag zur Pflege und Bereicherung der musikalischen Kultur des oberen Toggenburgs und darüber hinaus. Sie verbindet die Anerkennung zum einen mit Dank für den respektvollen, einfühlsamen Umgang mit der Überlieferung und für den frischen Mut zu deren Verbindung mit Zeitgenössischem, zum andern mit der Hoffnung auf weitere eindrückliche Ergebnisse aus seinem Einsatz zugunsten der Toggenburger Musikkultur.

 

Laudatio

„Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen.“, sagt Matthias Claudius in „Urians Reise um die Welt“. Wenn einer, so wie Peter Roth, in der Musik unterwegs und auf Reisen ist, so wird er ein Lied davon zu singen wissen. Eine Strophe wohl über die Lehrerbildung am Seminar Mariaberg in Rorschach und über die Zeit ersten Unterrichtens an der Gesamtschule Bühl in Nesslau. Es folgen die Strophen eines jungen Musikstudenten an den Konservatorien von Winterthur oder Zürich, eines jungen Menschen mit wachsendem Interesse an der vergleichenden Musikwissenschaft. Und eine wichtige Strophe über die innere Gefangennahme durch archaische Musik aussereuropäischer Völker, welche den lernbeflissenen Musikus viel direkter, unmittelbarer berührte als abendländische Kunstmusik.

 

Ein eigenwilliges Lied erklingt über seine musikalische Lebensreise, über nicht vorgezeichnete Wege nach innen und aussen. Sie ist erst für ihn und später auch für die Hörer seiner Musik und die Besucher seiner Kurse zu einer eigentlichen Bildungs- und Entdeckungsreise geworden. Sie dauert noch an und hat ihn bislang über viele Stationen zu vielen Berufen geführt: zum Musiker, zum Erzieher, zum Tanzpädagogen, zum Chorleiter, zum Komponisten. Ein besonders schönes Lied singt er über die Welt der Obertöne und die Energien polyrhythmischer Musik. Westafrikanische Rhythmen und tibetische Gesänge haben ihn stark beeinflusst und geprägt. War es meist und wesentlich eine Reise nach innen, so liess er die vielfältigen Begegnungen und Erfahrungen doch nicht ungenützt. Mehr und mehr verbanden sie sich mit den archaischen Gesängen und musikalischen Praktiken der eigenen Kultur und mehrten Verständnis und Freude am Naturjodel der Sennen, am Schellengeläute und am Klang der Talerbecken. Die gewonnenen Erkenntnisse sind in die Arbeit des wagemutigen, unerschrockenen Chorleiters eingeflossen. Eine ganze Reihe von Strophen gelten dem Dirigenten des Männerchors Bühl, des Evangelischen Kirchenchores Alt St.Johann, des Jodelclubs Säntisgruess, des Choreo Chors Wattwil oder des Chorprojektes St. Gallen. Die Aufführungen vorab der geistlichen Chorwerke und der Kirchenkonzerte finden immer starke Beachtung und ziehen zahllose Hörer in den Bann.

 

Noch stärker als bei der Arbeit mit den Chören, wo er die archaischen Reste in abendländischer Musik freizulegen und hörbar zu machen sucht, wird dieser Ansatz in den Kursen für Lehrer, Katecheten und freie Gruppen deutlich. Seine Kursarbeit bewegt sich in einem Bereich von spiritueller Kultur, in welcher Rhythmus und Klang ihre Wirkungen ganz direkt entfalten können. Seine Fähigkeit, die eigene Begeisterung, das eigene Feuer auch in andern zu entzünden, gepaart mit dem Willen, Erkenntnisse nicht in sich brach liegen zu lassen, macht den immer wieder gehörten begeisterten Kehrreim von Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmern verständlich, die sich jeweilen zu weitaus grösseren Leistungen herausfordern lassen, als sie sich selber zugemutet haben. Schliesslich wäre da wohl auch noch ein Lied zu singen von einem Traum. Peter Roth ist zwar kein Träumer. Er ist hellwach, aber er träumt davon, dass gute Kultur breiter gestreut werde. Es schmerzt ihn, dass der Kulturbegriff doch meist sehr eng, elitär und ausschliesslich gefasst wird.

 

Die St.Gallische Kulturstiftung möchte alle diese Lieder mit einer Strophe ergänzen und berichten von der Anerkennung des kulturellen Wirkens von Peter Roth und von der Freude darüber, dass er selber tatkräftig daran ist, seinen Traum von der Verbreitung guter, volksnaher Kultur zu verwirklichen. In Würdigung seines vielfältigen Beitrags zur Belebung und Bereicherung des musikalischen Lebens vorab im Toggenburg, aber auch darüber hinaus, verleiht ihm die St.Gallische Kulturstiftung einen Anerkennungspreis.