St. Gallische Kulturstiftung

2007, Frühjahr

Dr. Peter Röllin

  • aus Rapperswil
  • Anerkennungspreis über Fr. 10000.– für die Region See-Gaster
  • Sparte: Historiker, Kulturvermittler

Urkunde

Peter Röllin erhält den Anerkennungspreis der St.Gallischen Kulturstiftung für seine langjährige beeindruckende und vielfältige Vermittlung kulturellen Schaffens und kultureller Werte. Als Wissenschaftler, Kultur- und Kunstexperte, Publizist, Ausstellungsmacher und Dozent hat er sich ein grosses Renommee geschaffen. Zu würdigen sind auch seine profunden Kenntnisse des Ostschweizer Kulturguts und sein unermüdliches Engagement für eine lebendige und kulturbewusste Ostschweiz. Dafür sei ihm der herzlichste Dank und die Anerkennung der St.Gallischen Kulturstiftung ausgesprochen.

 

Laudatio von Markus Linder, Stiftungsratsmitglied

Ich spreche zu Ihnen über einen hervorragenden Kultur- und Kunstwissenschaftler, der seit mehr als 25 Jahren als freischaffender Dozent, Forscher, Experte, Publizist und Ausstellungsmacher tätig ist und der heute Abend für sein überaus vielfältiges kulturelles Wirken gewürdigt werden soll: Peter Röllin. Peter Röllin, geboren 1946 in St.Gallen, lebt seit Jahrzehnten in Rapperswil und wirkt von dort aus. Wer sich in Rapperswil-Jona – da gibt es ja inzwischen diese neue Stadt – mit Kultur beschäftigt, trifft unweigerlich auf seinen Namen und holt gerne seinen Rat und seine Kritik ein, beauftragt ihn mit Projekten oder lässt sich denn überraschen, was von ihm selber alles entwickelt wird. Denn man weiss: Da ist einer, der in seinen Fachbereichen in die Tiefe gehen kann, der mit kompetentem Hintergrund etwas vorschlagen und umsetzen kann, der das aber nicht in abgehobener Art und Weise tut, der trotz seines Bewusstseins über die Komplexität seiner Materie den Bogen spannen will und ihn auch spannen kann hin zum breiten Publikum. Der Wissenschaftler, Kultur- und Kunstsachverständige, dem es gelingt, die angesprochenen Bereiche breit zu vermitteln, der die Bodenhaftung nicht verloren hat, der einen natürlichen Umgang mit den Laien hat bewahren können; so habe ich Peter Röllin stets in einer unglaublichen Authentizität und auch in einer beeindruckenden Bescheidenheit erlebt.

 

Doch wenn man sein Wirken betrachtet, darf die Bescheidenheit für einmal in den Hintergrund treten – vor allem heute, wenn es darum geht, Peter Röllin den Anerkennungspreis der St.Gallischen Kulturstiftung zu überreichen. Die Liste seiner Arbeiten und Projekte ist sehr umfassend, einige sollen – in so genannte «Wirkungsgruppen» geordnet – an dieser Stelle genannt werden.

Peter Röllin ist Wissenschaftler und Forscher, er hat an der Universität Zürich europäische und aussereuropäische Kultur- und Kunstgeschichte sowie Volkskunde studiert und 1980 promoviert: In dieser Rolle arbeitete er z.B. an den Nationalen Forschungsprogrammen 21 (mit dem Titel «Kulturelle Vielfalt und nationale Identität») und 25 (mit dem Titel «Stadt und Verkehr») mit. Er beteiligte sich massgeblich am INSA, am Inventar der neueren Schweizer Architektur. Er fiel auf durch zahlreiche Publikationen zu Themen wie Stadtveränderung, Architektur in Städten, Kultur und Kunst zur Stickereizeit in St.Gallen, aber auch durch zahlreiche Publikationen über Kunstschaffende der Ostschweiz. Peter Röllin ist also auch ein viel beachteter Publizist.

 

Peter Röllin ist ebenso ein Ausstellungsmacher von Format. Einige Beispiele: Er war 1998 Gründungsmitglied der IG Halle Alte Fabrik in Rapperswil und hat dort viele Aufsehen erregenden Ausstellungen stark geprägt. Er konzipierte an der Expo.02 die Inhalte und die Form der Ausstellung «aua extrema» auf der Arteplage in Neuenburg – das war, wie Sie sich vielleicht erinnern, das Projekt der 7 Ostschweizer Kantone. Im Textilmuseum St.Gallen konzipierte und realisierte er 1998 mit Edith Stoll und dem Studio Pignatelli die neue Dauerausstellung, in Rapperswil-Jona war er 2004/2005 für die Realisierung des sog. Kulturbaukastens verantwortlich, einem Ortsmuseum unter freiem Himmel quasi. Peter Röllin ist und bleibt ein beeindruckender Kunst- und Kulturvermittler.

 

Peter Röllin ist auch ein gefragter Experte in Sachen Kultur. Er wurde und wird häufig beigezogen, wenn es um städtebauliche Projekte und Visionen (wie z.B. aktuell in der Stadt Luzern) oder um Kunst im öffentlichen Raum geht, z.B. hier in der Stadt St.Gallen in der Kommission Kunst und Raum und als Mitexperte für Pipilotti Rists Stadtlounge). Auch ist er Mitglied der Kulturkommission des Kantons Appenzell Ausserrhoden und entwickelt für diesen ein kantonales Kulturkonzept.

Peter Röllin ist aber auch ein kritischer Beobachter der aktuellen Entwicklungen in der Kultur, ein Kulturkritiker. Kultur sei plötzlich wirtschaftlich interessant und Gewinn bringend geworden, sagt er, und gerade in diesem Moment brauche es den kritischen Blick. Branding und Wachstumswerte seien auch in der Kultur gut, aber sie dürften nicht dazu führen, dass gewachsene Kultur, ihre Räume, ihre erfahrenen Institutionen und ihre nachhaltigen Inhalte weggedrängt werden. Peter Röllin weiss, welche kulturellen Qualitäten es zu bewahren gilt, wo die Gefahren liegen, sie zu verlieren, aber auch, wie Rezepte aussehen könnten, sie zu erhalten und zu pflegen, ohne dass dabei auf Nostalgie gemacht werden muss.

 

Und schliesslich ist Peter Röllin Dozent und in dieser Rolle jungen Menschen, die unsere Zukunft massgeblich mitgestalten werden, am allernächsten: an der Hochschule für Technik in Rapperswil-Jona, wo er Kulturbetrachtungen über alle Fachdisziplinen hinaus vermittelt.

Geschätzte Damen und Herren, wie Sie sehen: Peter Röllins Wirken ist überaus beeindruckend, er hat viel geleistet, nicht zuletzt auch für die Ostschweizer und die St.Galler Kultur.