St. Gallische Kulturstiftung

1990, Herbst

Ortsbürgergemeinde Rapperswil

  • aus Rapperswil
  • Anerkennungspreis über Fr. 10000.– für die Region See-Gaster
  • Sparte: Sicherung, Erhaltung und Restaurierung Schloss Rapperswil

Urkunde

In beispielhafter Art kommt die Ortsgemeinde Rapperswil ihrer Verpflichtung nach, anvertrautes Gut in Bestand und Wertzusichern und zu erhalten. Besonders eindrücklich hat sie dies bei der Restauration des Schlosses unter Beweis gestellt. Nach einer langen Vorbereitungszeit und in enger Zusammenarbeit mit kompetenten Fachleuten der eidgenössischen und kantonalen Denkmalpflege ist das Bauwerk umfassend saniert worden. Die mit beträchtlichem Aufwand verbundene Instandstellung zeichnet sich aus durch Zurückhaltung, was das äussere Erscheinungsbild betrifft, aber auch durch Mut und Konsequenz im Hinblick auf eine intensive Nutzung als kultureller, gesellschaftlicher Treffpunkt. Das Wahrzeichen der Stadt erlaubt in hohem Masse Identifikation. Das erneuerte Gewand und das erweiterte Angebot an kultureller Nutzung verdienen gleichermassen Anerkennung.

 

Laudatio

Vor gut einem Jahr ist in diesem prächtigen Rittersaal die gelungene Erneuerung des Schlosses Rapperswil gefeiert worden. Männiglich war des Lobes voll, und Lob verdient haben in der Tat viele, je auf ihre Weise und für ihren Anteil am grossen gemeinsamen Unternehmen. Es gehört zu den vornehmen Pflichten der Gemeinwesen, vom Bund über die Kantone bis zu den Gemeinden, Sorge zu tragen zum Erbe der Vorfahren, und zwar in verschiedenen Lebensbereichen und auf unterschiedliche Art. Das ist eine schwierige Aufgabe, insbesondere in Zeiten, wo den Menschen der Sinn nach Neuem steht und die Gefahr gross ist, dass Altes und Bewährtes falschverstandenem Fortschritt zum Opfer fällt. Das ist erst recht eine schwierige Aufgabe, wenn sie erhebliche Kosten verursacht und eine Stimmbürgerschaft von der Notwendigkeit der vorgesehenen Ausgaben zu überzeugen ist.

 

Wenn das Schloss Rapperswil sich wieder in altem Glanz präsentiert, wenn es für verschiedene kulturelle Anlässe neu, zweckmässig und organisatorisch geschickt eingerichtet ist, wenn es auf Jahre und Jahrzehnte hinaus in erneuertem Gewand wieder als stolzes Wahrzeichen der Stadt Rapperswil zur Identifikation dient, dann ist dies das Verdienst einer Reihe von Männern, denen die Ortsgemeinde ihr Vertrauen ausgesprochen hat und die sich dieses Vertrauens würdig erwiesen haben. Verantwortungsbewusst ist eine schwierige Aufgabe angepackt und mit grossem Einsatz zu einem guten Ende gebracht worden. Im Bereich der denkmalpflegerischen Anliegen ist die Renovation des Schlosses freilich nur ein Stein im Mosaik, wenn auch wohl der gewichtigste und schönste. Verschiedene andere Baudenkmäler wollen indes auch nicht einfach „instandgestellt“, sondern – wie das Schloss – sachgerecht, behutsam und rücksichtsvoll erneuert werden.

 

Die Art und Weise, wie der Ortsverwaltungsrat das Geschäft angegangen ist, darf als vorbildlich bezeichnet werden sowohl im Blick auf die umsichtige Vorbereitung und die enge Zusammenarbeit mit den Fachleuten der Denkmalpflege, als auch hinsichtlich der einlässlichen Information und der sorgfältigen Abklärung bei der Bewältigung unvorhersehbarer Ereignisse. Die Ortsgemeinde ist ihrem Verwaltungsrat gefolgt, hat deutliche Zeichen gesetzt für die Fortführung ihrer eigenen denkmalpflegerischen Anliegen, und ein Beispiel gegeben für andere Gemeinwesen mit ähnlichen Problemen. Dafür spricht ihr die St. Gallische Kulturstiftung Dank und Anerkennung aus. Sie tut es gerne in diesem herrlichen „grossen Rittersaal“, der geeigneter nicht sein könnte, bedeutende kulturelle Leistungen zu würdigen, da er sich der Kultur so weit öffnet und da er so einladend aufnimmt, wer immer Lust verspürt, sich als Hörer oder aber als Mittler von Worten und Tönen zu versuchen.