St. Gallische Kulturstiftung

2008, Frühjahr

Massimo Milano

  • aus Rapperswil
  • Förderpreis über Fr. 10000.– für die Region See-Gaster
  • Sparte: Illustrator, Comiczeichner

Urkunde

Massimo Milano erhält einen Förderpreis der St.Gallischen Kulturstiftung für sein vielfältiges künstlerisches Schaffen als Zeichner und Illustrator. Seine enorme Kreativität und Schaffenskraft kommen in seinen vielfach grossflächigen Filzstift-Zeichnungen auf der Basis von eigenen Fotografien, in Illustrationen und in Comics zum Ausdruck. Er wagt es auch immer wieder, verschiedene Medien, z.B. Videoinstallationen und Zeichnungen, miteinander in Verbindung zu bringen.

 

Laudatio, von Markus Linder, Vizepräsident

Geschätzte Damen und Herren
Der zweite Förderpreis, der am heutigen Abend von der St. Gallischen Kulturstiftung verliehen wird, geht an Massimo Milano aus Rapperswil-Jong. Massimo Milano ist freischaffender Künstler, Illustrator und Comiczeichner. Er wurde 1968 in Süditalien geboren und ist in Kaltbrunn aufgewachsen. Nach der Lehre als Hochbauzeichner besuchte er die Schule für Gestaltung in St. Gallen. Seit 1994 lebt und arbeitet er in Rapperswil-Jona. Zwischen 2001 und 2006 leitete er den von ihm gegründeten Ausstellungsort raum62 in Rapperswil.

 

Massimo Milano ist ein überaus vielseitiger bildender Künstler, sein Spektrum ist gross. „Als Künstler ist man Komponist“, sagt er und kombiniert zusehends verschiedene Elemente miteinander — Bild, Illustration, Comic, Musik, Trickfilm, Licht. So einfach ist Massimo Milano deshalb nicht zu fassen. Wenn er etwas ausstellt, präsentiert, will er zugleich „ein Theater aufführen“, wie er das nennt, also nicht mehr nur bei einem Medium der Vermittlung bleiben. So arbeitet Milano mittlerweile multimedial und in diesem Weg liegt für ihn die Zukunft. Wir meinen: Er hat tatsächlich eine viel versprechende künstlerische Zukunft vor sich und deshalb erhält er von uns ja auch den Förderpreis.

 

Aber blenden wir zurück: Natürlich muss ein Kunstschaffender zuerst auch einmal etwas entwickelt haben, bevor man ihn weiter fördern kann. Und man muss auf ihn aufmerksam geworden sein. Massimo Milano ist zuerst dem an Comics interessierten Publikum im Jahre 2004 aufgefallen. Sein Comic „Vallat“, der die Geschichte des welschen Polizisten Valla
erzählt, der sich im Dada-Zürich 1916 auf die Suche nach Spionen und Spitzeln macht, war eine beeindruckendes Werk, das in der Fachwelt auf sehr positives Echo stiess. Im  „St.Galler Tagblatt“ vom 30. April 2004 sprach man gar davon, dass das deutschschweizerische Comicschaffen — nicht zuletzt dank dieses Beitrages von Milano — mittlerweile ein Niveau erreicht habe, welches keinen internationalen Vergleich zu scheuen brauche. Milano arbeitet in „Vallat“ nur in Schwarzweiss und ohne die in Comics eher gebräuchlichen Einzelbilder. So werden ganze Handlungen gerafft auf jeweils einer Seite dargestellt; mit dieser Technik wird ein hoher Erzählfluss erreicht.

 

„Vallat“ war ein Erfolg, und trotzdem zeichnet Massimo Milano anschliessend keine Comics mehr im klassischen Sinn. Da fühlt er sich zu eingeschränkt, es gebe interessantere Formen  für ihn. Am nächsten beim Comic ist Milano vielleicht noch bei seinem Wirken als Illustrator.  Seine Illustrationen haben ein unverwechselbares, eigenständiges Gepräge. Nie sind sie nur „Beigemüse“ zu einem Text, sondern wirklich originäre Kunst. Beeindrucken z.B., wie Milano den Spielplan 2008/2009 des Luzerner Theaters illustriert hat.

 

Massimo Milano ist ein Kunstschaffender, der nicht stehen bleibt. Man erkennt in seinem Schaffen stete Neuorientierung, ohne dass darunter die Professionalität leiden würde. Ein erstaunliches Potenzial tritt zu Tage. So liegt einer der momentanen Schwerpunkte vom Milanos Schaffen in grossformatigen, wandfüllenden Filzstiftzeichnungen. Er vergrössert zuerst eigene Fotografien und reproduziert sie dann mit feinen senkrechten und waagrechten Filzstiftstrichen, die jedoch aus der Distanz nicht erkennbar sind. Einzigartige Arbeiten, die häufig auf Fotografien basieren, die etwas Unästhetisches zeigen, z.B. einen anonymen Wohnblock. „Ich will aus dem Unästhetischen etwas Ästhetisches machen“, sagt Milano und orientiert sich am Alltag, am nahen Umfeld. Da findet er Sujets genug. Ihn interessiere der Mikrokosmos, dieser biete den Stoff für seine Kunst. Immer wieder erstaunt es ihn, wie uninteressiert die Menschen dem eigenen Umfeld begegnen, wie sehnsüchtig sie die Fremde und dann das Weite suchen.

 

Seine neuen Werke bedecken ganze Wände, sie werden zu eigentlichen Bühnenbildern; Bilder, vor denen die Szenerie des Alltags ablaufen kann. So z.B. im Altersheim Benken: Diese Arbeit zeigt ein vom Sturm „Lothar“ zerstörtes Waldstück, in dem nur noch einzelne Baumstämme der Naturgewalt widerstehen konnten.

 

Geschätzte Damen und Herren; wir erachten Massimo Milano als einen talentierten Künstler, der es verdient, gefördert zu werden. Wir sind überzeugt, dass er mit seinem Potenzial und seiner Kreativität in der Kunstwelt einen überzeugenden Weg gehen kann. Wir überreichen ihm deshalb heute Abend gerne eine Förderpreis.

http://www.massimomilano.ch