Mit der Verleihung eines Anerkennungspreises würdigt die St. Gallische Kulturstiftung Margrit Weber – Meili für ihr grosses Engagement für das Kinder- und Jugend-Tanztheater und für ihre ausserordentlichen Leistungen als Choreografin. Mit ihren zahlreichen Aufführungen hat sie die Ostschweizer Tanzszene um eine wichtige Facette erweitert und bereichert.
Seit rund zwanzig Jahren kommen wir immer wieder in den Genuss von hochstehendem Kinder- und Jugend-Tanztheater, das Margrit Weber mit zunehmender Professionalität auf die Bühnen der Ostschweiz bringt. Seit die geborene Schaffhauserin, die in Zürich und London Tanz studiert hat und am Stadttheater St.Gallen im Ballettensemble engagiert war, mit ihrer Familie in Degersheim wohnt und dort seit langem eine eigene Tanzschule betreibt, hat sie über ein Dutzend Produktionen realisiert, die weit über das hinausgehen, was wir uns unter Vorführungen von örtlichen Tanzschulen gemeinhin vorstellen. Ich erinnere an die letzte Aufführung im August letzten Jahres, in der sich Margrit Meili mit ihren Ballett- und Tanzschülerinnen und -schülern mit dem Phänomen Zeit intensiv auseinandergesetzt hat. „Es ist immer jetzt“ hiess der Titel der Produktion, in der sie nicht zum ersten Mal mit dem in der Ostschweiz niedergelassenen australischen Pianisten Peter Waters zusammengearbeitet hat. Die Choreographie von Margrit Weber und die Spontanität der tanzenden Kinder und Jugendlichen brachten eine Natürlichkeit auf die Bühne, welche schlicht beeindruckte.
Das Credo von Margrit Weber, das sie im folgenden, paradox scheinenden Satz so ausdrückte: „Die Tänzerinnen und Tänzer sehen die Musik und hören den Tanz“, wurde für den Zuschauer und Zuhörer unmittelbar augenfällig, indem die Umsetzung von Klang und Rhythmus in Bewegung adäquat realisiert war. Eine entscheidende Stärke sehe ich in der symbiotischen Zusammenarbeit Margrit Webers mit anderen Künstlern. Sie versteht es, die kulturellen Kräfte einer Region zu bündeln und zu gemeinsamer Aktivität zu bringen. Neben dem bereits erwähnten, international tätigen Peter Waters, hat auch der Musiker und Leiter des Schaffhauser Konservatoriums, Paul Haug mehrfach mit ihr zusammengearbeitet. Für den „Riesen im Baum“ beispielsweise, hat er die Musik eigens dafür komponiert und das Kammerorchester Flawil hat sie zur Aufführung gebracht. Die Bühnenfassung hat Margrit Weber nach dem gleichnamigen Roman von Eveline Hasler geschaffen, das Bühnenbild wiederum schuf Larry Peters, der seit langem in der Ostschweiz lebende und an der Schule für Gestaltung in St.Gallen unterrichtende, englische Künstler. Für die Verbesserung der Bühnenpräsenz der Tanzenden zog sie die Schauspielerin Charlotte Joss bei. Dieses professionelle Zusammenwirken haben die Aufführungen von Margrit Weber auf das anfangs erwähnte Niveau gebracht. Ihre Eigenproduktionen, die Degersheim und die ganze Region zu einem kleinen Zentrum des Tanzes gemacht haben, sind im wahrsten Sinne des Wortes auf dem kulturellen Mist der Ostschweiz gewachsen.
Die Aufführungen in den Stadttheatern von St.Gallen und Schaffhausen haben den Produktionen von Margrit Weber eine überregionale Ausstrahlung gebracht.
Zum Schluss möchte ich noch einmal auf ihre letzte Aufführung mit dem Titel „Es ist immer jetzt“ zurückkommen, die 1999 in Degersheim, Rapperswil und St.Gallen über die Bühnen ging. Den getanzten Momenten, wie Margrit Weber ihre neueste Produktion untertitelte, lag die Idee des „Immer“ und des „Jetzt“ zugrunde. Die weissen Figuren, immerwährend auf der Kreislinie tanzend, standen symbolhaft für das Immer, das Ewige und auf der Geraden folgten schnellere Tänze, flüchtig wie Bilder, die bunt und zahlreich an uns vorbeihuschten: Zum damals bevorstehenden Millennium eine gelungene und ideenreiche Umsetzung des Zeitgedankens in Tanz.