Kurt Pius Koller erhält den Anerkennungspreis der St.Gallischen Kulturstiftung für sein Schaffen mit den Laienchören und dem Amateur-Orchester. Er hat mit ihnen zahlreiche anspruchsvolle Werke für Konzerte und Musiktheater als musikalischer Leiter und Dirigent erarbeitet und aufgeführt.
Dabei hat er Chöre und Orchester gefördert und gefordert durch den Beizug von professionellen Musikern. Seit 25 Jahren führt er den Taktstock an jährlich mehreren grösseren und kleineren Musikanlässen vorab im klassischen Bereich, die überregionale Ausstrahlung haben. Das sind die traditionellen alle drei Jahre wiederkehrenden Aufführungen der Theatergesellschaft Wil, die Verdi Openair Konzerte auf dem Hofplatz sowie die Serenissima des Orchestervereins Wil und viele andere. Die Region Wil verdankt ihm eine vielseitige, aktive und lebendige Chor- und Orchesterkultur.
Kaum ein Monat ist vergangen, als ich in der Stadtkirche St.Nikolaus einen musikalischen Höhepunkt erleben durfte. Der Orchesterverein Wil hat zusammen mit Chor und Solisten unter der musikalischen Leitung von Kurt Pius Koller die Schöpfung von Joseph Haydn aufgeführt. Sie müssen nämlich wissen, sehr geehrte Damen und Herren, wir Wilerinnen und Wiler sind uns beinahe an derartige Spezialitäten gewöhnt, denn jährlich können wir Aufführungen solcher Werke geniessen, die unter der Stabsführung von Kurt Koller entstanden sind. Dabei fällt auf, dass Vielfalt und Verschiedenheit der dargebotenen Musik kaum Grenzen kennen.
Meine Laudatio richtet sich an diesen Kurt Pius Koller: über einen Musiker, der nicht einfach in eine Fachrichtung einzuordnen ist. Seit über 25 Jahren hat er die klassische Musikkultur in Wil und der Region wesentlich mit gestaltet. Dafür wurde er bereits 2003 von der Stadt Wil mit dem Kulturpreis ausgezeichnet. Seine Offenheit für Neues, für scheinbar kaum Erreichbares, Anspruchsvolles, Klassisches hat ebenso Platz wie Gefälliges, Volksnahes, Leichtes bis Beschwingtes. Für ihn ist es vor allem wichtig, viele Menschen mit Musik zu berühren und die Freude daran zu wecken. Kurt Koller ist deshalb ein Musiker, der stets auf dem Boden bleibt. Er kann sozusagen als Musiker mit «Bodenhaftung» bezeichnet werden. Diese Bodenständigkeit und somit den Bezug zur Erde bekam er von seiner familiären Herkunft mit auf seine künstlerische Laufbahn.
Aufgewachsen als Bauernsohn im nahen Busswil, besuchte er zunächst das Lehrerseminar in Kreuzlingen. Dort konnte er seine musikalische Begabung soweit entfalten, dass es für ihn klar war, den Weg des Musikers zu wählen. Die pädagogische Ausbildung am Seminar war für ihn später in seinem Wirken mit den Amateurmusikern von grossem Vorteil. An der Musikakademie und dem Konservatorium Zürich bildete er sich zum Organisten und Chorleiter aus. Danach erteilte er Musikunterricht an den Sekundarschulen in Nesslau, Ebnat Kappel und an der Musikschule Toggenburg. Gleichzeitig bildete er sich weiter in Gesangspädagogik bei Johannes Fuchs, dem ehemaligen Domkapellmeister in St.Gallen. 1991 erwarb er an der Musikhochschule in Luzern das Orchesterleiterdiplom.
Kurt Kollers Wirken und Wachsen
Sein erstes Wirken in Wil begann 1982, als er zum Chorleiter des Männerchors Concordia gewählt wurde. Er zählte damals erst 26 Jahre und war somit weitaus der Jüngste in jenem Gremium. Der Männerchor Concordia erfreut jährlich mit eigenen Konzerten, pflegt ein breites Repertoire und begeistert mit seinen Auftritten wie dem traditionellen Weihnachtskonzert, den Bettags-Ständchen in Alters- und Pflegeheimen. Er nimmt auch mit Erfolg an Gesangsfesten teil. 1990 hat der Chor anlässlich des Jubiläumskonzertes Paul Hubers für den Männerchor komponierte «Wolauf Ir Musici» uraufgeführt. 1983 nahm Kurt Koller seine Tätigkeit als Kirchenmusiker an der St.Nikolauskirche in Wil auf. Seither leitet er auch den Cäcilienchor St.Nikolaus, also ein Viertel Jahrhundert. Die Kirchenbesucher kommen in den Genuss festlicher Messen und sakraler Werke, die ihm einen ausserordentlichen Einsatz an Vorbereitung und Probenarbeit abverlangen. Begeistert erzählen die Mitglieder des Kirchenchors, dass Kurt Pius Koller immer noch mit gleichem jugendlichem Elan an die Probenarbeit geht, vielfach die Zeit vergisst und mit grösster Sorgfalt an den Stücken feilt. Dabei verlangt er von den Choristen höchste Konzentration und Leistung. Solche Messen klingen noch lange nach, wie zum Beispiel die Cäcilienmesse von Charles Gounod anlässlich der 400-Jahr-Feier der Klosterfrauen von St.Katharina im vergangenen November oder eben die erwähnte Schöpfung von Haydn – beides Werke, bei denen auch der Orchesterverein Wil eine wichtige Rolle mitgespielt hat.
Seit rund 15 Jahren leitet er ebenfalls den Orchesterverein Wil, ein Amateurorchester, das seit bald 300 Jahren besteht, übrigens das älteste Liebhaberorchester der Schweiz. Die Serenissima, ein Konzert im Sommer, ist geprägt von einem Gesamtkonzert in der Stadtkirche und anschliessenden Ensembledarbietungen an verschiedenen Orten in der Wiler Altstadt. Aus der musikalischen Leitung dieser drei Formationen entstanden zahlreiche, die Vereine übergreifende Projekte. Dazu zählen die alle drei Jahre stattfindenden Aufführungen der Theatergesellschaft Wil. Begonnen hat Kurt Koller mit der musikalischen Leitung, damals alternierend mit Martin Baur,
1991 mit der Fledermaus, dann
1994 alleinige Leitung des Wildschützes,
1997 und 2000 folgten die Musicals Show Boat und Brigadoon
2003 Donizettis Oper Liebestrank,
2006 Nabucco von Giuseppe Verdi und
2009 wird Carmen aufgeführt
Die solide Zusammenarbeit mit den Chören und dem Orchester sowie der grosse Erfolg, haben die Theatergesellschaft ermutigt, bereits zum dritten Mal wieder eine anspruchsvolle Oper aufzuführen. Maestro Kurt meint dazu: „Das Orchester und der Chor sind eben mit den anspruchsvollen Werken auch gewachsen.“ Ein weiterer Grossanlass ist 2001 entstanden, anlässlich des 100. Todestages von Giuseppe Verdi. Das Verdi Openair war zunächst als Höhepunkt der Verdiana, einer Reihe von Verdi-Konzerten gedacht. Mittlerweile konnten im Dreijahresrhythmus bereits zum dritten Male die Verdi Openair Konzerte auf dem Hofplatz in der Wiler Altstadt aufgeführt werden. Unser Stadtpräsident, Dr. Bruno Gähwiler, hat Wil damit auch gleich zum Festspielort ernannt.
Der Verein Openair Classic Wil engagiert für diese Konzerte, die jeweils im August stattfinden, bekannte Solisten, die mit unseren Amateuren zusammen musizieren. Mit den Profis können unsere Musizierenden sich an Höherem orientieren und wachsen. Sie haben jetzt aus der Vielfalt seines Schaffens nur einiges erfahren. Leider kann ich nicht alles erwähnen. Alles jedoch, was er anpackt, ist von höchster Qualität. In einem Zeugnis müsste stehen: «Er erzielt sowohl in qualitativer wie auch in quantitativer Hinsicht vorzügliche Leistungen.» Er selber sieht sich wohl als musikalischer Leiter, hat mir gegenüber jedoch immer wieder betont, dass all diese Vorhaben nicht möglich wären, wenn nicht ganz viele, einer langen Kette gleich, ehrenamtlich ihre ausserordentlichen Begabungen zur Verfügung stellten. So möchte er erwähnt haben, dass sich im Chor sehr viele auf eigene Kosten in Gesang privat weiterbilden, dass Musiker des Orchestervereins mit einer Konservatoriumsausbildung die anderen Amateure fördern und dass Begabte aus Bau und Technik ihr Können und Wissen zur Verfügung stellen, dass ganze Organisationskomitees an den aufwändigen Vorbereitungen und der Durchführung der Events mitarbeiten. Wir erleben hier eine grossartige Zusammenarbeit vieler, die Kurt in seiner Arbeit unterstützen.
„Mit deinem Taktstock stehst jedoch du immer auf dem Podest.“ Vielen Dank, Kurt Pius Koller, von uns allen!