St. Gallische Kulturstiftung

1991, Frühjahr

Kanonikus Arthur Kobler

  • aus St.Gallen
  • Anerkennungspreis über Fr. 5000.– für die Region St.Gallen
  • Sparte: Geschichte Schloss Wartegg, Erhaltung Wartegg-Museum Rorschach, historische Publikationen

Urkunde

Während Jahrzehnten hat sich Kaplan Arthur Kobler mit aussergewöhnlicher Hingabe und unermüdlichem Fleiß der Geschichte des Schlosses Wartegg gewidmet und sich insbesondere der Menschen angenommen, die vor ihm darin gewohnt und gelebt haben. Bedeutend sind seine Verdienste um die Erhaltung und die Unterbringung der Schloss-Bibliothek und um das Wartegg-Museum im Kornhaus Rorschach. Sein persönlicher Einsatz und seine direkten Beziehungen zu den Besitzern und Bewohnern von Wartegg hat Papierenes lebendig und Verstaubtes neu erglänzen lassen. Eine lange Reihe von historischen Publikationen macht interessante Zusammenhänge im Kulturraum Bodensee fassbar und weist den zeitlich und räumlich darin verwobenen Menschen Bedeutung und Platz zu, besondere Erwähnung verdient sein erfolgreicher Anstoß zum Gallusjubiläum 1951, mit welchem der Lebensabschnitt zu Ende ging, der ihn als Mann der Kirche zum Heiligen Kreuz in St.Gallen hatte wirken sehen, bevor er sich dem Schloss Wartegg zuwandte.

 

Laudatio

Zwei Stationen und zwei Berufungen haben das Leben unseres Ehrengastes geprägt. Seine ganze Kraft und seine Zuneigung galten dem Priesteramt zum einen, der Arbeit als Geschichtsforscher und Geschichtsschreiber zum andern. Nach einlässlichem Studium und gründlicher Ausbildung versah Arthur Kobler während gut zwei Jahrzehnten die Stelle eines Vikars in Heiligkreuz St. Gallen. 1950 wurde er als Kaplan der Pfarrei Rorschach/ Rorschacherberg Bewohner des Schlosses Wartegg. Damit ging recht eigentlich ein Jugendtraum in Erfüllung. Das Schloss barg einen reichen Schatz von Dokumenten und Zeugnissen, vor allem aus der Zeit der französischen Revolution. Kaplan Kobler machte sich daran, den Schatz zu heben, die Geschichte des Schlosses zu ergründen, deren Bewohner und Besitzer kennenzulernen und dies nicht nur aus Schriften und Bildern. Quer durch Europa führten ihn die Reisen zu Nachkommen und Angehörigen derer, die Wartegg aus eigenem Erleben kannten.

 

Wie ein Künstler aus einzelnen Steinchen ein Mosaik gestaltet, so verbindet Arthur Kobler einzelne Hinweise und Zeugnisse vergangener Zeiten zu Bildern. Sie decken geschichtliche Zusammenhänge auf, lassen die Menschen aus den Geschlechtern derer die in Wartegg ein- und ausgegangen sind, die Bombelles, die Burbonen und Habsburger, lebendig werden, handeln und sprechen: französisch, italienisch, deutsch. Arthur Kobler erweist sich als kundiger Führer durch die Geschichte des Schlosses Wartegg, als Vertrauter seiner einstigen Bewohner und Besitzer, als ein treuer Schatzhüter, welcher die von ihm entdeckten und ihm anvertrauten Kostbarkeiten nicht ängstlich einschliesst. Er breitet sie aus, zeigt und erläutert sie. Lang ist die Liste seiner geschichtlichen Betrachtungen. Etwa zur Hälfte erzählen Sie von Wartegg und von den Burbonen. Aber sein Horizont ist weit und reicht über die Grenzen der Gemeinde Rorschacherberg hinaus, die ihn 1978 in Anerkennung seiner Verdienste um die Ortsgeschichte zum Ehrenbürger ernannt hat.

 

Die St. Gallische Kulturstiftung würdigt sein Werk im grösseren Zusammenhang als einen wertvollen Beitrag zur Geschichte des Kulturraums Bodensee. Darin eingeschlossen ist auch sein erfolgreiches Bemühen um das Gallus-Jubiläum, das vor 40 Jahren grosse Staatsmänner wie Robert Schuhmann aus Frankreich und De Valera aus Irland in die Stadt St.Gallen gebracht hat. Ohne seine Liebe zum Schloss Wartegg, seine Bindung zum Museum im Kornhaus Rorschach und seine engen Beziehungen zur Rorschacher Museumsgesellschaft aufzugeben, ist Kanonikus Kobler 1979 ins Heiligkreuz nach St. Gallen zurückgekehrt und wieder näher zu Gallus gerückt. Der Ortswechsel hat die Quelle geschichtlicher Betrachtungen nicht versiegen lassen. Und noch immer träumt Arthur Kobler den Traum, dass dereinst ein wesentlicher Teil von Wartegg, nämlich der sogenannte Von Thurn-Flügel endgültiger Standort der Schloss-Bibliothek sein würde.

 

Die St. Gallische Kulturstiftung anerkennt die ausserordentliche Leistung von Kaplan Kobler und ehrt ihn für sein kulturelles Engagement mit einem Preis. Dieser Preis ist mit Fr.•5’000.- dotiert.