St. Gallische Kulturstiftung

1993, Frühjahr

Jost Hochuli

  • aus St.Gallen
  • Anerkennungspreis über Fr. 5000.– für die Region St.Gallen
  • Sparte: Grafiker und Buchgestalter

Urkunde

Aufbauend auf solidem handwerklichem Können und abgestützt auf ein breites, sich stetig vertiefendes Fachwissen, hat sich der St.Galler Jost Hochuli einen Namen geschaffen als Meister der Schrift und Gestalter von Büchern, die sich auszeichnen durch Übereinstimmung von sprachlichem Inhalt und kunstvoller äußerer Gestalt. In Würdigung seines jahrzehntelangen, zielstrebigen und international erfolgreichen Einsatzes für Schrift und Buch als bedeutsamer Kulturgüter verleiht ihm die St.Gallische Kulturstiftung einen Preis und anerkennt damit auch seine Bereitschaft, einer kommenden Generation neben fachlichem Wissen eine verantwortungs- und respektvolle Haltung gegenüber dem kulturellen Erbe zu vermitteln. Die Stiftung verbindet den Anerkennungspreis mit den besten Wünschen zu erfolgreichem Fortschreiten auf dem eingeschlagenen Weg.

 

Laudatio

Angefangen hat der Weg zur Meisterschaft in den frühen Fünfzigerjahren mit der Ausbildung zum Gebrauchsgrafiker, hat seinen Fortgang genommen mit einer Lehre als Schriftsetzer, hat schon früh Grenzen überschritten und mit Studienaufenthalten, erst in Paris, später in England, Horizonte aufgetan, und über die Eröffnung eines eigenen Ateliers vor über 30 Jahren bald auch einmal zu erfolgreicher Lehrtätigkeit geführt. Die Schweizer Altmeister der Buchgestaltung haben in ihm einen würdigen Nachfolger gefunden.

 

Was Jost Hochuli im Laufe von Jahrzehnten an Kenntnissen zusammengetragen, an Fähigkeiten erworben und an Erfahrungen gemacht hat, das hortet er nicht, sondern setzt es auf zwei Ebenen mit Auszeichnung und Erfolg ein: Als Lehrmeister für. Schrift und formale Basisausbildung für Grafiker, als Lehrer an Fortbildungskursen für typographisches Gestalten, als Seminarleiter und Referent im In- und Ausland zu Fragen des Schriftunterrichtes. Als Initiant, Mitbegründer und langjähriger Präsident der VGS Verlagsgemeinschaft St.Gallen hat er sich der Herausgabe des gepflegten Buches verschrieben. Mit schöner Regelmässigkeit erscheinen seit bald 15 Jahren in diesem kleinen Verlag „grosse Bücher“. Sie unterliegen strengen gestalterischen Kriterien, sie sind einem genau umschriebenen Programm verpflichtet, und sie zeichnen sich aus durch ein eigenes unverwechselbares Gesicht. Mit schöner Regelmässigkeit werden sie auch ausgezeichnet. Die VGS hat als einer der kleinsten Verlage im deutschsprachigen Raum im letzten Dutzend Jahre weitaus am meisten Auszeichnungen erhalten. Jahr für Jahr gehören Bücher, welche von Jost Hochuli gestaltet werden, zu den „Schönsten“, welche an Wettbewerben in der Schweiz und im Ausland zu sehen sind.

 

Es verwundert kaum, dass Jost Hochuli bereits zweimal den Ruf erhalten hat, im Ausland eine Professur für Grafik und Typographie anzunehmen. Das ist die eine Art internationaler Anerkennung, eine andere sind Einladungen zu Ausstellungen seines Gesamtwerkes in München 1983, in Polen 1989 und wieder in Stuttgart 1991, oder der Icograda-Ehrenpreis an der Internationalen Buchausstellung in Leipzig. Alle diese Ehrungen machen deutlich, welch hoher Stellenwert der Erhaltung und Entwicklung der Schrift für die Identität einer Sprachgemeinschaft und deren Kultur beigemessen wird. Die respektvolle Haltung zum Text und die dienende Absicht, den sprachlichen Inhalt einfühlsam in eine angemessene, gültige Schriftform zu bringen, stellen eine so bedeutsame, kulturelle Leistung dar, dass die St. Gallische Kulturstiftung sie mit einem Anerkennungspreis auszeichnen will.