St. Gallische Kulturstiftung

1988, Frühjahr

Jakob Wickli-Steinegger

  • aus Kilchberg
  • Anerkennungspreis über Fr. 5000.– für die Region Toggenburg
  • Sparte: Historiker zur Geschichte des Toggenburgs und Genealoge

Urkunde

Jakob Wickli hat in einer eindrücklichen Lebensarbeit neben seiner Berufstätigkeit ein Toggenburgisches Genealogienwerk geschaffen, das eine Grundlage für vielfältige Familienforschungen und -nachweise darstellt. Ergänzend dazu hat er ebenbürtige Dokumentationen und Sammlungen zu Vor- und Familiennamen und zu Familienwappen geschaffen. Diese Dokumentationen sind von hohem allgemeinem Wert. Die Toggenburger Geschichte hat er mit zahlreichen Abhandlungen zu familiengeschichtlichen Zusammenhängen und zum Brauchtum bereichert. Für dieses kulturelle Wirken empfängt er allseits Anerkennung.

 

Laudatio

In seiner Sitzung vom 16. November 1987 beschloss der Stiftungsrat der St.Gallischen Kulturstiftung, Herrn Jakob Wickli-Steinegger in Kilchberg am Zürichsee einen anerkennungspreis zu verleihen für sein Toggenburgisches Genealogienwerk und für seine weiteren familienkundlichen Dokumentationen, daraus besonders genannt das «Toggenburger Familiennamenbuch», die «Vornamensammlung», die «Sammlung der Toggenburgischen Familienwappen». Die Anregung erfolgte aus dem toggenburgischen Freundes- und Fachkollegenkreis von Jakob Wickli und wurde vom Stiftungsrat gerne aufgenommen.

 

Jakob Wickli ist Krummenauer, dieses Jahr im 81. Lebensjahr, 1907 im Leh/Ennetbühl geboren, dort im elterlichen Bergheimwesen mit der Talliegenschaft, dem Berghof und der zugehörigen Alp aufgewachsen. Mit der Ausbildung am Seminar Schiers erwarb er sich das Fähigkeitszeugnis als Primarlehrer. In der damals misslichen Nachkriegszeit liess sich mit diesem Beruf keine Stelle finden. Er trat in den Dienst einer führenden Versicherungsgesellschaft in Zürich und wirkte dort bis zum Ruhestand. Trotz seiner Übersiedlung ins Zürcherland blieb er in Verwurzelung und Wesen ein Obertoggenburger.

Indessen hat nicht dieser Schritt vom heimatlichen Boden weg Jakob Wickli ursprünglich zur familienforschenden Tätigkeit geführt. Vielmehr vermochte in jungen Jahren ein gleichnamiger Verwandter, der in Ennetbühl Bürgerregisterführer war, durch Einblicke seine Aufmerksamkeit auf die Zusammenhänge zu wecken, und weitere Anregungen gleicher Art vermittelte der damalige Pfarrer von Ennetbühl, der lehrreiche Stamm- und Ahnentafeln zu erstellen verstand. Aus dieser Anfangszeit blieb Jakob Wickli der Familienforschung mit aller Gründlichkeit verhaftet, aber auch mit der gebotenen Beschränkung auf seine Toggenburger Verhältnisse. Auch hier würde es weitere zwei bis drei Leben brauchen, um zu vervollständigen, bemerkt er dazu. Vorerst war es die Erforschung seines eigenen Familienstammes, dann dehnte sich die Arbeit auf andere Familien aus und griff in weitere Gemeinden hinaus. Diese Forschungen führten in die Gemeinden- und Kirchenarchive mit der bekanntlich oftmals zurückgebliebenen Ordnung der Tauf-, Ehe- und Sterberegister, bis zurück ins 16. Jahrhundert. Während dem Nichtkenner die Eintragungen als Hieroglyphen entgegentreten, versteht sie Jakob Wickli fliessend zu lesen.

 

In dieser Weise ist sein für die Allgemeinheit bedeutendes «Toggenburgisches Genealogienwerk» entstanden, eine in seinem Arbeitszimmer geführte Geschlechter- und Namenskartei mit über 40’000 den Originalregistern entnommenen und systematisch geordneten Eintragungen. Diese Kartei bildet die Grundlage zur Erstellung von Stamm- und Ahnentafeln, die aus den weiteren Dokumentationen mit der Entwicklung der Namensschreibung und mit den Familienwappen ergänzt werden können. Solche Arbeiten hat Jakob Wickli schon zahlreich erstellt. Aus aller Welt treffen bei ihm auch Anfragen für Auskünfte und Ratschläge ein von Leuten mit toggenburgischer oder auch anderweitiger Beziehung, die ihrerseits den Spuren der Familienvergangenheit nachgehen, fast täglich mit der Post, wie er sagt.

 

Die genealogische Arbeit muss sich nicht auf das stille Kämmerlein einschränken. Aufgrund seiner Unterlagen hat Jakob Wickli den Familienverband der Wickli ins Leben gerufen, der in der Folge bis heute mit dem Aufruf an alle Familienangehörigen von nah und fern alle zwei Jahre in der heimatlichen Gegend zu einem erbaulichen und geselligen Treffen zusammenkommt. Im Weiteren hat er verdienstvoll das Gemeindearchiv von Krummenau geordnet. Die Geschlechter- und Familienforschung bringt auch mancherlei Zusammenhänge zur Lokalgeschichte und zum Brauchtum ans Licht. Jakob Wickli hat zahlreiche Abhandlungen zu solchen Gegenständen verfasst und veröffentlicht. Die «Toggenburgische Vereinigung für Heimatkunde» hat ihm die Ehrenmitgliedschaft verliehen. Wie es die Arbeit von Jakob Wickli erweist, ist die Genealogie keine Eigennützlichkeit. Auch wenn ihr Gegenstand vorerst die eigene Herkunft sein mag, so ist sie Teil der Geschichte, die noch immer, und heute vermehrt betont, Geschichte des Menschen ist. Die St.Gallische Kulturstiftung schätzt es, dass sie auf die Arbeit von Jakob Wickli aufmerksam gemacht wurde und freut sich, ihm dafür einen Anerkennungspreis verleihen zu dürfen. Er ist mit Fr. 5’000.–dotiert.