St. Gallische Kulturstiftung

1994, Frühjahr

Jakob Vetsch

  • aus Oberschan
  • Anerkennungspreis über Fr. 5000.– für die Region Werdenberg
  • Sparte: Literarisches Schaffen, Pfarrer

Urkunde

Eine grosse Freude am Wort und eine starke innere Verpflichtung, das Wort zu deuten, es seiner Gemeinde in handlicher Form zugänglich und verständlich zu machen, veranlassen Pfarrer Jakob Vetsch zu schreiben. Eine Reihe von Predigtbänden, Meditationsbüchern und Schriften zu lokalen Themen legen Zeugnis ab von seiner Kunstfertigkeit im schöpferischen Umgang mit der Sprache und seinem Einfallsreichtum, den Gemeindegliedern und einem weiteren Leserkreis wesentliche Themen nahezubringen. Die St.Gallische Kulturstiftung würdigt sein literarisches Wirken mit einem Anerkennungspreis. Sie bringt damit Dank zum Ausdruck für die Bereicherung, die aus seinem Schaffen erwachsen ist, und die Hoffnung, dass diese Quelle sprachlicher Ausdruckskraft noch lange lebhaft fliesse.

 

Laudatio

Sehr verehrte Damen und Herren!

Wir wenden uns, nachdem zwei grösseren Gruppierungen für ihr kulturelles Wirken Ermunterung und Anerkennung zuteilgeworden ist, einem Einzelnen zu, einem Manne, dessen Freude am Schreiben weit zurückreicht und dessen alte Liebe zum Wort, zum gesprochenen wie zum geschriebenen, ihn noch immer erfüllt und beflügelt. Schon als Schüler hat er begonnen, Erlebnisse, Gedanken, Empfindungen schriftlich festzuhalten, sie mit dem Kleiden in eine neue Form zu vertiefen und zu klären.

Heute mehr denn je macht er aus einer inneren Verpflichtung heraus von der Möglichkeit Gebrauch, das Wort zu deuten, es seiner Gemeinde und weiteren Interessierten über die flüchtige Predigt hinaus in handlicher Form zugänglich und verständlich zu machen. So sind vor allem in den letzten zehn Jahren eine ganze Reihe von Büchern erschienen:

Predigtbände, die sich bestimmter Themen wie etwa der Beziehungen und dem Verhältnis zwischen Mensch und Tier annehmen, und in denen er mit sprachlicher Leichtigkeit in einem weiten Bogen aus einer Fülle von Quellen die ihm wichtige Botschaft, unaufdringlich aber klar, zu künden weiss. Manchmal kommen Predigten erst später, fast zufällig, in ein Buch. Mitunter bedarf es der Anregung von aussen, der Ermunterung, gesammelt darzustellen und zu veröffentlichen, was ihn und seine Gemeinde über längere Zeit im Gottesdienst bewegt und beschäftigt hat.

Sehr ansprechend sind auch seine Meditationsbücher. Der engagierte Seelsorger verarbeitet im Schreiben schwierige Situationen und bietet dem Leser Anregung und Anleitung zu eigener gedanklicher Bewältigung von bedrückenden und belastenden Lebenslagen. Die romantischen Fotos von Thomas Jost, die sich mit dem Text auf fast selbstverständliche Weise verbinden und ihn vertiefen, machen sie zu eindrücklichen kleinen Kunstwerken. An der Auswahl der Bilder hat auch Frau Susanne Vetsch einen wesentlichen Anteil. Sie ist ihrem Gatten auch kritische Leserin mit sicherem Gespür für den richtigen Ausdruck eine hilfreiche Stütze.

Pfarrer Vetsch stellt seine Begabung aber nicht ausschliesslich in den Dienst der Verkündigung. Sein schriftstellerisches Interesse gilt auch lokalen Ereignissen, gipfelt etwa in einem Loblied auf das schöne Werdenberg oder in einer Schrift über die Symbolik im alten Kirchenbau, am Beispiel der Martinskirche Wartau-Gretschins.

Die St.Gallische Kulturstiftung würdigt das literarische Schaffen von Herrn Pfarrer Vetsch als wesentliche Bereicherung des kulturellen Lebens nicht nur im engeren Bereich seiner Kirchgemeinde Wartau-Gretschins, sondern auch ausserhalb der Regionsgrenzen. Sie verbindet die Verleihung eines Anerkennungspreises mit der Hoffnung, dass in seinem gepflegten Sprachgarten noch viele köstliche Früchte reifen werden.