St. Gallische Kulturstiftung

1988, Frühjahr

Jakob Frischknecht

  • aus Krummenau
  • Förderpreis über Fr. 5000.– für die Region Toggenburg
  • Sparte: Jahresabschlussarbeit als Zimmermann

Urkunde

Jakob Frischknecht hat für die Erstellung seiner Lehrabschlussarbeit in Form des modellgerechten Nachbaus eines stilvollen Toggenburger Hauses aus dem Jahr 1765 eine nach Arbeitszeit und Gründlichkeit herausragende Leistung erbracht. Diese Arbeit widerspiegelt ein hohes Mass an Verständnis und Hingabe an diese Baukunst und fand allseits Beachtung und Anerkennung.

 

Laudatio

An seiner Sitzung vom 16. November 1987 beschloss der Stiftungsrat der St. Gallischen Kulturstiftung, Jakob Frischknecht in Krummenau einen Förderungspreis zu verleihen für seine aussergewöhnliche Leistung in der Anfertigung seiner Lehrabschlussarbeit als Zimmermann an der Gewerbeschule Wattwil.

 

Jakob Frischknecht ist 20 Jahre alt, geboren und aufgewachsen im Ämelsberg/Krummenau im Kreis von 8 Geschwistern und in Nesslau zur Schule gegangen. Es folgte seine 3-jährige Zimmermannslehre in der Firma Emil Schmid/Holzbau, Wattwil, die er letztes Jahr abschloss, mit der begleitenden Gewerbeschule Wattwil. Den Zimmermannsberuf habe er selbst gewählt, da er immer gerne mit Holz gearbeitet und damit schon früh auch gebastelt habe. Seit Jahren gehören Modellarbeiten der Lehrlinge zum Schuljahresabschluss der Gewerbeschule Wattwil. Mögen es früher eher Arbeiten der Inneneinrichtung gewesen sein, so stand bei einem letzten Jahrgang auch die Möglichkeit zu einem Modellbau für ein ganzes Haus offen. Dafür wurden durch die Fachlehrer Augenscheine an Ort durchgeführt. Dieses Thema fand die besondere Aufmerksamkeit von Jakob Frischknecht. Wird die Abschlussarbeit üblicherweise im dritten Lehrjahr an die Hand genommen, machte sich Jakob Frischknecht bereits im Laufe des ersten. (er erinnert sich nicht mehr genau), sicher aber im zweiten Lehrjahr ans Werk. Sein Objekt ist ein stilgerechtes Toggenburger Haus in Lichtensteig aus dem Jahr 1765, für ihn im Massstab 1:10. Mit dem Studium dieses Objektes und mit seiner Modellarbeit sei ihm die Freude am Gestalten mehr und mehr gekommen, so dass er es bis in alle Einzelheiten ausgearbeitet habe. Sein fertiges Modellhaus hat anlässlich der Ausstellung allseits Bewunderung und Anerkennung, besonders auch bei den Fachlehrern, ausgelöst. Es war unverkennbar, dass dahinter ein weit überdurchschnittlicher Arbeitsaufwand und eine besondere Hingabe an das Werk standen. Die Fotografie des Modells mit dem Schöpfer fand denn auch gleich den Weg in die Presse bis zur «Neuen Zürcher Zeitung». Ob die über 1000 aufgewendeten Arbeitsstunden zutreffen, will Jakob Frischknecht selbst nicht beurteilen; jedenfalls habe er die Stunden nicht aufgeschrieben, doch dürfte die Nachrechnung wohl dieses Mass ergeben.

 

Jakob Frischknecht ist nach seinem Lehrabschluss bei seiner Lehrfirma geblieben, absolviert zurzeit die Rekrutenschule, von wo er heute zur Inempfangnahme seines Preises hierhergereist ist. Eine uns nun verständliche Bemerkung von Jakob Frischknecht lautet noch so: Wenn er je ein Wohnhaus bauen würde, dann wäre es ein stilgerechtes Toggenburger Haus. Mit seiner Arbeit hat er sich nun gewiss den Blick und das Verständnis für diese Baukunst in besonderer Art geschärft. Die St.Gallische Kulturstiftung schätzt es, dass sie auf die aussergewöhnliche Modellarbeit von Jakob Frischknecht aufmerksam wurde und freut sich, ihm dafür einen Förderungspreis verleihen zu dürfen.