St. Gallische Kulturstiftung

2006, Frühjahr

Interessengemeinschaft Schloss Dottenwil

  • aus Wittenbach
  • Anerkennungspreis über Fr. 15000.– für die Region St.Gallen
  • Sparte: Kulturorganisation mit Anlässen, Ausstellungen, Museum und eigenem Rebberg

Urkunde

 Der im Frühjahr 1998 um den Initianten Paul Huber gegründete Verein Interessengemeinschaft Schloss Dottenwil erhält den Anerkennungspreis 2006 der St.Gallischen Kulturstiftung für die herausragenden Leistungen bei der erfolgreichen Führung eines Restaurations-, Museums- und Kulturbetriebes in dem auf einem attraktiven Hügel in der Gemeinde Wittenbach gelegenen historischen Gebäude. Für den grossen persönlichen Einsatz zum Wohle der Bevölkerung sei den Exponenten des Vereins und allen freiwilligen Helfern der Dank und die Anerkennung der St.Gallischen Kulturstiftung ausgesprochen.

Laudatio

Die im Frühjahr 1998 gegründete Interessengemeinschaft Schloss Dottenwil beschreibt in den Statuten ihren Zweck wie folgt: Die IG betreibt das Schloss Dottenwil mit den zugeordneten Nebengebäuden und Flächen gemäss den Rahmenbedingungen, die durch die politische Gemeinhttp://www.dottenwil.ch/de, die Museumsgesellschaft und die IG erstellt wurden. Zur Erreichung des Zweckes arbeitet die IG mit Institutionen und Personen zusammen, insbesondere mit der Museums-Gesellschaft Wittenbach und der politischen Gemeinde. Sodann wird in diesem Basisdokument festgehalten, dass das Schloss Dottenwil für die Wittenbacherinnen und Wittenbacher ein Ort der Begegnung, der Musse und Kultur, ein Ausflugsziel und zum Stolz der Gemeinde und der Region werde.

Was sich hier statutarisch so trocken und einfach anhört, hatte in der Entstehung eine interessante und von grossem Durchhaltevermögen geprägte Geschichte. Das stattliche Schlossgut Dottenwil ist seit 1886 im Eigentum der politischen Gemeinde Wittenbach und diente seit dem Erwerb als Armenhaus bzw. als Altersheim. Auf Ende 1997 wurde diese Nutzung mangels Bedarf aufgegeben.

Seit Jahren suchte die Museumsgesellschaft Wittenbach nach einem definitiven Museumsstandort. Die von Paul Huber als Initianten der IG im Jahre 1995 eingebrachte Idee einer Museumsnutzung mit Konsumationsmöglichkeit stiess bei Behörden und Museumsverein auf Skepsis. Paul Huber liess sich dabei von der festen Überzeugung leiten, das Schloss als eines der schönsten Gebäude der Gemeinde an prächtiger Lage der Öffentlichkeit zu erhalten. Er liess sich durch die negative Haltung nicht entmutigen und pflegte die «einsamen» Kontakte mit Planungsamt und Denkmalpflege des Kantons hartnäckig weiter, welche ihn unter gewissen Voraussetzungen bezüglich Bedürfnis bei Bevölkerung und Institutionen zur Überführung der Idee in ein Projekt ermunterten.

Die Idee wurde nach aussen getragen. Für den Initianten stand bald fest, dass der kleine Museumsverein den enormen Arbeitsaufwand, Dottenwil mit Ausstellungen, Konsumation und Museum als Ausflugsziel zu betreiben, nicht allein bestreiten konnte. Die sich abzeichnenden Aktivitäten mussten breiter abgestützt werden. Mitglieder der Museums-Gesellschaft und weitere Kulturinteressierte liessen sich für die Realisierung des Projektes gewinnen. Der Initiant Paul Huber trat etwas in den Hintergrund, damit sich die Umsetzung der Idee im Schosse eines von vielen Helferinnen und Helfern getragenen Vereins fruchtbar entwickeln konnte.

Das Kind hat sich erfreulich entwickelt. Dottenwil ist für die Wittenbacher und die Stadt St.Galler als Ausflugsziel attraktiv. Die Aussicht auf den Bodensee und den Alpstein ist kaum zu übertreffen. Das in Etappen mit grossem Fachwissen sorgfältig restaurierte Schlossgebäude wirkt sowohl architektonisch als auch landschaftsbezogen einmalig und reizvoll. Wesentlich dazu hat auch der Entschluss beigetragen, auf der Südseite des Dottenwiler Hügels auf der gesicherten finanziellen Basis von Patenschaften einen Rebberg zu bauen.

Der jeweils am Wochenende für die Bevölkerung geöffnete Restaurationsbetrieb lädt zum Verweilen ein. Immer wieder bahnen sich neue Begegnungen mit interessanten Gesprächen an. Die durch viele Laien mit viel Einsatz und ausgesprochener Freundlichkeit getragene Bedienung der Gäste trägt wesentlich zum guten Klima bei. Gleichzeitig wird mit dieser uneigennützigen Arbeit das Projekt Schloss Dottenwil finanziell unterstützt.

Selbstverständlich kommen auch viele Kulturinteressierte von nah und fern auf ihre Rechnung. Die regelmässigen Wechsel-Ausstellungen in verschiedenen Kunstrichtungen erfreuen sich grosser Aufmerksamkeit und Beliebtheit. Nicht zuletzt trägt die in Etappen realisierte Integrierung des Museumsbestandes – darunter ein altes Schul- und Mädchen-Handarbeitszimmer, Handwerk und Waagen, historische Wohnräume, alte Musikinstrumente in einem Biedermeierzimmer und vieles mehr – wesentlich zur Attraktivität des Treffpunktes Dottenwil bei. Auf grosses Interesse stossen auch die kulturellen Veranstaltungen (Konzerte, Lesungen usw.). Das Schloss Dottenwil kann sich damit als Kultur-Plattform profilieren.

Was ist das Erfolgsrezept dieses Unternehmens? Wesentlich zum Erfolg trägt die Breite der Trägerschaft bei. Viel ehrenamtliche Arbeit wird nicht nur von den Vorstandsmitgliedern sondern auch von vielen Mitgliedern des Vereins, von anderen Vereinen und Gruppen in Wittenbach und der Umgebung sowie von hunderten von Freiwilligen aus der Bevölkerung geleistet. Die Interessen-Gemeinschaft setzt sich dauernd neue Ziele, hält sich dabei aber immer an das Machbare. Das Vorzeigeobjekt Schloss Dottenwil hat ein Gemeinschaftsgefühl entwickelt. Alle Beteiligten sind stolz, auch dazu zu gehören. Nicht zuletzt hat aber auch das gute partnerschaftliche Verhältnis zwischen Interessengemeinschaft, Museumsgesellschaft und Behörden die fruchtbare Entwicklung ermöglicht.

http://www.dottenwil.ch