St. Gallische Kulturstiftung

2023, Frühjahr

Flora Frommelt

  • aus Rapperswil
  • Förderpreis über Fr. 10000.– für die Region See-Gaster
  • Sparte: Designerin, Künstlerin

Urkunde

Wie mit Flügeln ausgestattet und präziser Flugroute im Plan setzt Flora Frommelt mit scheinbarer Leichtigkeit ihre Designsprache in Raum und Zeit. Mit filigraner Bodenhaftigkeit sendet sie Signale, die Wegweisendes im Alltag sichtbar machen. Ihre Formsprache reduziert komplexe Inhalte aufs Wesentliche, kommuniziert mit sinnlicher Handschrift und beflügelt unsere Wahrnehmung mit Ästhetik. In ortsspezifischen Auseinandersetzungen spielt sie mit raffiniert ernsthaftem Humor. Die künstlerische Designerin spinnt Fäden zu Architektur und Kunst und widmet sich der Gestaltung unseres Lebensraums in ihrer gesamten Bedeutung. Flora Frommelts Arbeit hat eine innovative und feinmaschig reflektierte Wirkungskraft und strahlt bereits über das Linthgebiet hinaus. Die erfahrungsfreudige Gestalterin erhält den Förderpreis der St.Gallischen Kulturstiftung für angewandte Kunst & Design.

 

Laudatio, von Martin Eicher, Uster, Architekt und Raumplaner

Liebes Publikum

Ich habe das Vergnügen, Ihnen Flora Frommelt aus Rapperswil vorzustellen. Sie bekommt den Förderpreis 2023 für angewandte Kunst und Design.
Ich kenne Flora seit Kindsbeinen an, ihren Werdegang und ihre Eltern durch meine 40-jährige Tätigkeit in Rapperswil, als Architekt und Planer. Flora und ich haben übrigens beide unsere Arbeitsplätze im mächtigen Fabrikgebäude der ehemaligen Spinnerei Hürlimann am Stadtbach in Rapperswil.

 

Im Gespräch, das wir im Vorfeld zusammen führten, hat mir Flora ihr vorrangiges Motiv für ihr kulturelles Engagement genannt: Menschen verbinden und zusammen Freude haben. Die Kunst ist für Flora ein Fenster für gemeinsame Beobachtungen und neue Erfahrungen aber auch ein Fest im Kontrast zum Alltäglichen. Seit ihrem Abschluss an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK vor 10 Jahren interessiert und engagiert sich Flora für die Kunst im öffentlichen Raum. Dazu passt auch ihre Zusatzausbildung zum Master of Advanced Studies in Kulturmanagement, welche sie dieses Jahr an der Hochschule Luzern abschliessen wird.

Ihre Diplomarbeit an der ZHdK 2014 bewegte sich bereits im öffentlichen Raum. Ein Tram der Verkehrsbetriebe Zürich VBZ gestaltete Flora zusammen mit Mitstudentinnen durch optische illusionistische Tricks so um, dass dieses aus einem bestimmten Blickwinkel plötzlich mit dreidimensionalen Erkern bestückt erschien. Das Tram der Künste, passte für kurze Augenblicke nicht mehr in den Strassenraum und weckte die Passanten kurzzeitig aus ihren Tagträumen auf.

 

Mit ihrer Installation Wasser-Raum im Jahr 2021 verwandelte Flora Frommelt, zusammen mit Kevin Mikes, Rico Hasler und Dominik Villiger den Fischmarktplatz in Rapperswil für ein paar Wochen in ein künstliches Hafenbecken. Ein 1400 m2 grosser, blauer Kunststoffbodenbelag zeichnete den historischen Hafen nach und liess den See in den Platz hineinfliessen, wie es früher, vor der Aufschüttung der Fall war. Die Stadtbewohner/innen erlebten den Platzraum ganz neu, wählten neue Wege um den alten Hafen herum und die Kinder erfreuten sich an den Wasserfontänen, die anstatt aus der Platzpflästerung aus der künstlichen Wasserfläche schossen. Der blaue Kunststoff war übrigens nur gemietet; er wurde nach Abschluss der Installation für Bootsbeläge wiederverwendet und so im Materialkreislauf gehalten.

 

Mit der Arbeit Mosaic 2500 hat sich Flora Frommelt im vergangenen Jahr mit der Umgestaltung der Toilettenanlagen an der Berufsfachschule Winterthur an ein grosses partizipatives Kunstprojekt herangewagt. Die Aufgabe lautete: Wie kann man der Anonymität dieser Räume entgegenwirken? Während einer Projektwoche leitete Flora sämtliche 2500 Lernenden und Lehrpersonen an, eigene Zitate, Bilder, Schlagzeilen in einfache schwarz/weiss Darstellungen zu fassen. Diese wurden auf Folien gedruckt und auf die Wandplatten appliziert. Die 2500 persönlichen Icons werten seither die Toiletten zu Kabinetten auf, worin die Vielfalt und Diversität der Schule gespiegelt wird.

 

Viele Arbeiten im öffentlichen Raum, welche Flora Frommelt in den vergangenen 10 Jahren realisiert hat, wären auch noch zu nennen. Jedoch nicht nur. «Ich möchte immer auch für mich selber künstlerisch tätig sein», sagte mir Flora und meinte damit ihre Arbeit im Atelier, die als Pendent und Ausgleich zur Kulturvermittlung und den Aktionen für ihre persönliche Entwicklung ebenfalls lebenswichtig ist. Aktuell experimentiert Flora spielerisch mit Flüssigkeiten, deren Strukturen und Viskositäten. Durch Zufall und mit minimalen Manipulationen generiert sie flüchtige Motive und Muster. Transient nennt sie den Bilderzyklus. Mit Digitaldruck übersetzt Flora die Bilder auf grossformatige Folien, womit diese nebelhaft im Raum zu schweben scheinen; fragil, vorübergehend und vergänglich.

Zusammen Freude haben, ist ein wichtiges Motiv für deine Arbeit als Künstlerin, Designerin und als Vermittlerin zwischen Kunst und Gesellschaft.
Heute freuen wir uns zusammen mit Dir über Deinen Preis. Er soll Dich in deinem Denken und Tun, bei Deiner Arbeit und in der Begegnung mit Menschen weiterhin bestärken und beflügeln.

Persönlich und im Namen des Publikums gratuliere ich Dir ganz herzlich zu Deiner Auszeichnung.