St. Gallische Kulturstiftung

1986, Frühjahr

Dr. Hans Hiller

  • aus St.Gallen
  • Anerkennungspreis über Fr. 5000.– für die Region St.Gallen
  • Sparte: Regisseur und Leiter des Figurentheater St.Gallen

Urkunde

Prof. Hiller hat dem Puppentheater von 1956 bis 1986 als Präsident, Leiter, Organisator, Ausbildner, Regisseur und Spieler gedient und in dieser Tätigkeit der aus dem früheren Marionettentheater herausgewachsenen Kulturinstitution zu einem hervorragenden Ruf im Kanton, in der Schweiz und im Ausland verholfen. In den dreissig Jahren seines Wirkens erreichte das Puppentheater rund 500’000 Zuschauer jeden Alters in insgesamt 3’300 Vorstellungen.

 

Laudatio von Carl Scheitlin, Stiftungsratspräsident

Der Stiftungsrat der St. Gallischen Kulturstiftung hat an seiner Sitzung vom 17. März 1986 beschlossen, Prof. Dr. Hans Hiller, St.Gallen, einen Anerkennungspreis zu verleihen «für seinen Einsatz für das St.Galler Puppentheater».

 

Nach 40 Jahren (1903-1943) schloss das traditionelle Marionettentheater des Stadtrates Hermann Scherrer an der Eschenstrasse am unteren Rosenberg in St.Gallen im Kriegsjahr 1943 seine Kleinbühne. Im Jahre 1956, nach Angaben anlässlich der 100-Jahrfeier der St.Gallischen Kantonsschule, wurde der Wunsch an Dr. Hans Hiller, der eben zum Hauptlehrer und Professor für Deutsch, Latein und Geschichte gewählt worden war, herangetragen, die städtische Puppenspiel-Tradition wieder aufleben zu lassen. Seine vielseitigen künstlerischen Neigungen und Talente liessen ihn darauf eingehen, und bald war unter Gewinnung von Puppenspielern aus der Region eine organisatorische und finanzielle Grundlage für das neue St.Galler Puppentheater geschaffen. Für seine Lehrtätigkeit wurde ihm angemessene Entlastung zugestanden, so dass er sich in der Folge während 30 Jahren in allen Funktionen der neuen Aufgabe hingeben konnte. Er war Präsident, Leiter, Organisator, Regisseur, Spieler, Techniker und Ausbildner in einer Person. In seiner Spielertruppe eröffnete er befähigten Idealisten qualifizierte und förderliche Tätigkeiten. Für Kinder und Schulen wurden die Aufführungen zum Gewinn, da das Spiel fundamentale Auseinandersetzungen, Entwicklungen, Haltungen und Werte im Sinne vertiefender Menschenbildung erlebbar zu machen erstrebte. Die Aufführungen erzeugten Familienerlebnis und für das Ensemble Befriedigung durch anerkannte Gemeinschaftsleitung. Mit der Mobilität der Inszenierungen konnte auch in einem weiten Gebiet ausserhalb der angestammten Stadtbühne gespielt werden. Eigene Bühnenfassungen, Uraufführungen, die Beziehungen zu auswärtigen Autoren und Gastregisseuren und der Einsatz von berühmten Marionetten waren wohl Höhepunkte dieser Zeit des St.Galler Puppentheaters, ohne solche im Einzelnen hier nennen zu können. 3300 Vorstellungen mit 500,000 Zuschauern sind ein achtunggebietender Leistungsausweis. Dr. Hans Hiller führte das Theater zu Ansehen weit über unsere Region und Grenzen hinaus.

 

Nach 30 Jahren Tätigkeit für das St.Galler Puppentheater legt Dr. Hans Hiller das Werk in die Obhut neuer Kräfte. Er darf seiner hohen Verdienste um das St.Galler Puppentheater gewiss sein, die seitens seiner Trägerschaft gebührend gewürdigt und verdankt wurden. Bei all dem weist Dr. Hans Hiller selbst immer wieder unüberhörbar darauf hin, dass an diesem Verdienst auch seine Frau Ursula massgebenden Anteil hatte, nicht etwa oder nur als verständnisvolle und geduldige Gemahlin, sondern weit mehr im Theater durch den persönlichen und mittätigen Einsatz in allen Bereichen von Organisation, Vorbereitung und Aufführung vor und hinter der Bühne.

 

Die St.Gallische Kulturstiftung freut sich, Dr. Hans Hiller für sein Wirken für das St.Galler Puppentheater eine Anerkennung aussprechen zu dürfen. Seine Frau Ursula sei miteingeschlossen. Beste Wünsche seien damit verbunden.