Doris Büchels Leidenschaft für die gestaltete Sprache überträgt sich sofort auf die Leserschaft. Sie ist Herausgeberin von «Onepage», einem Literaturmagazin im Plakatformat A1. Für eine Seite führt sie eine Autorin oder einen Autor, einen Gestalter oder eine Gestalterin und eine Lyrikerin oder einen Lyriker zusammen. Sie bringt diese Personen an einen Tisch und fordert sie mit ihrer feinfühligen Art auf zu interagieren, so dass Sprache, Gestaltung, Druck und Papier eine gleichwertige Einheit bilden. Es entsteht eine hochwertig gestaltete «Onepage» mit literarischen Texten und einem Gedicht. Kein Magazin gleicht dem andern, die Vielfalt von Sprache und Gestaltung und die dahinterliegenden künstlerischen Prozesse überraschen, erfrischen und faszinieren. Die St.Gallische Kulturstiftung ehrt Doris Büchel für diese kreative Art der gestalteten Sprache mit einem Förderpreis.
Kennen Sie die Gebrauchsanleitung für Onepage schon?
Oder
Entfalte mich, tauch in mich ein, häng mich auf – ich bin Onepage, das reduzierte Magazin im wunderbaren Plakatformat A1, eine Liebeserklärung an das geschriebene Wort, an Grafik, Design und Papier.
Diese Anleitung erhalten sie, wenn sie Onepage erstmals in ihren Händen halten.
Diese eine Seite ist Doris Büchels grosse Leidenschaft. Fast unscheinbar lancierte die in Buchs aufgewachsene Büchel vor gut drei Jahren ein Literaturmagazin auf einer einzigen Seite, eben einen «Onepager». Die freischaffende Journalistin und Autorin ist Herausgeberin der «Edition Onepage», dem Literaturmagazin für die Wand. Der Name ist Programm. Doris Büchel ist ein Fan des gedruckten Wortes.
Für diese eine Seite führt sie eine Autorin oder einen Autor, einen Gestalter oder eine Gestalterin und eine Lyrikerin oder einen Lyriker zusammen. Sie bringt diese drei Personen an einen Tisch und fordert sie mit ihrer feinfühligen Art auf zu interagieren, so dass Sprache und Gestaltung eine gleichwertige Einheit bilden. Sie lässt Ihnen so viele Freiheiten wie möglich.
Ist es nun ein Literaturmagazin, ein Kulturmagazin oder gar ein Manifest? Was sicher ist, es erscheint fünf Mal im Jahr und bietet beim Auseinanderfalten immer eine Überraschung. Kein Magazin gleicht dem andern. Seit drei Jahren verfolgt sie ihre Idee: Das Gestalten und Darstellen eines literarischen oder essayistischen Textes und eines Gedichtes auf einer Seite. Dabei steht für sie das Zusammenspiel von Sprache, Gestaltung, Druck und Papier im Vordergrund.
Warum ein solch reduziertes Magazin? Weil Doris Büchel guten Texten die wohl verdiente Plattform bieten will. Weil sie etwas Schönes erschaffen lassen möchte, das es wert ist, zu sammeln. Weil sie Papier mag. Und Wörter. Und Details. Und Design. Und Qualität. Und weil es so guttut, sich zwischendurch bewusst auf eine einzige Sache zu konzentrieren. Und es ist eben nicht digital und auch nicht ein Blog. Das Optische wie das Haptische ist wichtig und gibt dem Wort einen Wert.
Der Ausgangspunkt ist immer ein Text. Es ist nicht irgendwer, der hier angefragt wird. Nein, Doris Büchel hat eine lange Wunschliste national und international tätiger Personen. Sie geht mit ihrer Idee mutig auf Texter oder Schriftstellerinnen zu, die sich gerne von dieser Idee verführen lassen. Da schreiben Franz Hohler, Andri Perl, Julia Weber, Manfred Papst oder Büne Huber mit. Es sind herausfordernde qualitativ hochstehende gesellschaftlich- oder literaturkritische Texte.
Diese Texte treffen dann auf den St. Galler Jost Hochueli, die Zürcher NORM oder MOIRÉ, den Buchser Thomas Rhyner, oder den Wiener Martin Tiefenthaler, der für den Andruck extra mit dem Nachtzug herkommt. Alles versierte Grafiker oder Illustratorinnen oder Künstler. Sie dürfen dann einfach einmal gestalten, frei und sich in aller Ruhe austoben.
Und dann kommt das Gedicht, die Lyrik dazu von Angelika Overath, Ernst Bonda, Leta Semadeni, Michael Fehr oder Michael Donhauser. Und alles wird zusammengefügt. Diesen Dreiklang von Text, Grafik und Lyrik fasziniert Doris Büchel immer wieder aufs Neue. Im Grunde ganz simpel, es ist die gegenseitige Wertschätzung und Achtung, das in Bild und Text aufeinander zugehen und zuhören, das Büchel immer wieder erzeugt.
Dies gelingt ihr auch in der 17. Ausgabe. Sie will nämlich damit erreichen, dass wir mit dieser einen Seite bei der Sache bleiben. Dass wir uns eine Seite lang ausklinken vom Alltag und Informationsüberfluss, von Elektronik und Technik, Schlagzeilen, News und Kürzestfutter, hin zum Wesentlichen, zum Hier und Jetzt.
Es geht also um Reduktion und vor allem um Konzentration und letztlich um Sorgfalt und Wertschätzung. Doris Büchel meint dazu selbst: «Ein schönes Bild oder eine Fotografie hängt man an die Wand, um es immer wieder zu betrachten. Einen guten Song möchte man immer wieder anhören. Texte oder Gedichte hingegen verschwinden oft zwischen zwei Buchdeckeln oder – ganz schlimm – im Altpapier. Deshalb wollte ich ein Magazin kreieren, das nur aus einem einzigen Text und einem einzigen Gedicht auf einer einzigen Seite besteht. Natürlich muss diese Seite so toll aussehen, dass man sie gerne an die Wand hängt um immer wieder darin einzutauchen.» Es geht also weiter nach dem Text, Onepage bleibt an der Wand. Oder vielleicht ist es so wie Sonja Knecht in ihrem Essay im aktuellen Onepage schreibt „Wir entscheiden immer wieder neu, was wir mit Sprache machen. Wie entscheiden, ob wir mit Sprache etwa Macht, Manipulation und Marketing ausüben wollen oder Schönheit, Sinn und Magie verströmen.
Und jetzt gilt es für Doris Büchel selbst einzutauchen in den Förderpreis der St.Gallischen Kulturstiftung. Die Urkunde ist auch ein Onepager. Sie hat Platz auf einer Seite und kann aufgehängt und immer wieder bestaunt werden. Wir freuen uns, ihn dir überreichen zu dürfen.
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