Den jungen St.Galler Pianisten Adrian Oetiker zeichnet ein beispielhaftes Bemühen aus, musikalisches Talent durch sorgfältige, disziplinierte Arbeit zu entwickeln, zu bilden und zu eigenständigem künstlerischem Ausdruck zu bringen. In Würdigung seines zielstrebigen Einsatzes und in Anerkennung einer Reihe von Wettbewerbserfolgen in Europa und in Übersee verleiht ihm die St.Gallische Kulturstiftung einen Förderungspreis. Sie verbindet damit den Wunsch, dass reichlich Frucht trage, was mit so viel Umsicht, Kraft und Ausdauer gepflegt wird.
„Wo die Sprache aufhört, fängt die Musik an.“ meint E.T.A. Hoffmann. Weil die Musik keine Schwierigkeiten kennt, sich über Grenzen hinweg verständlich zu machen und unmittelbar zu Herzen geht, haben ihr Sprache, Schrift und Buch an diesem Anlass den Vortritt gelassen. Musik hat unsre Feierstunde eingeleitet, mit Musik wird sie auch ausklingen. Am heutigen Anlass kommt ihr insofern eigenständige Bedeutung zu, als der Pianist Adrian Oetiker selber auch einen Preis erhalten soll.
Er hat sich als junger Mensch ganz der Musik verschrieben. Eifrig, unermüdlich, zielstrebig obliegt er dem Studium, wendet all seine Kraft auf, zu üben, seine Finger geläufig und seine Hände den verschiedenen Techniken gefügig zu machen. Adrian Oetiker, in dessen Elternhaus der Musik hoher Stellenwert beigemessen wird, hat während längerer Zeit gewissermassen auf zwei Hochzeiten getanzt, Klavier und Geige gleichermassen verehrt und geliebt und für beide Instrumente mit Auszeichnung das Lehrdiplom erworben. Seit 1989 aber konzentriert er sich ganz auf das Klavier, befasst sich neben dem Solo- und Konzertrepertoire auch intensiv mit Kammermusik und Liedbegleitung. Diszipliniert, engagiert und erfolgreich arbeitet er daran, sein musikalisches Talent zu formen und seinem Spiel eigenständigen künstlerischen Ausdruck zu verleihen. In vielen Ländern Europas und in den Vereinigten Staaten von Amerika hat er bereits Konzerte gegeben. und an verschiedenen Wettbewerben erfolgreich Proben seines Könnens abgelegt. Die wachsende Reihe von Auszeichnungen, setzt beachtliche Merkzeichen auf dem Weg zur Meisterschaft.
Die St. Gallische Kulturstiftung nimmt die Gelegenheit wahr, eine offensichtliche Begabung zu fördern, einen jungen Menschen, der am vielversprechenden Anfang einer Künstlerlaufbahn steht, durch einen Preis die bisherigen Leistungen zu würdigen und ihn zur Fortsetzung seiner Anstrengungen zu ermuntern. Wir können ihm nicht das eigene Bemühen abnehmen, nicht den geduldigen Einsatz, nicht die ermüdende Auflage des Übens. Aber wir stellen uns vor, dass die Unterstützung, welche sich weniger am Frankenbetrag orientiert, denn an der öffentlichen Ehrung, zuversichtlich macht und ihn in seiner frischen Unternehmungslust bestärkt. Besonders freut uns, ihm den Preis in seiner Vaterstadt St. Gallen und hier in der Tonhalle zu überreichen, wo wir ihn gerne und oft wieder sehen und vor allem wieder hören möchten. Der Förderungspreis ist mit 3’000 Franken dotiert.